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Ortsstruktur

Die Siedlungen der Eifel sind Kulturräume

Unterschiedliche Einflüsse für vielfältige Ortstrukturen

Mit 233 Ortsgemeinden und der verbandsfreien Stadt Bitburg ist der Eifelkreis Bitburg-Prüm ländlich geprägt. Die kleinen Ortschaften liegen in einer malerischen hügeligen Landschaft. Warum sehen die Orte so aus, wie sie aussehen und warum haben sich Menschen an diesen Orten angesiedelt?

Etwas mehr als 100.000 Einwohner hat der Eifelkreis Bitburg-Prüm heute insgesamt. Davon leben rund 15.000 Personen in der Stadt Bitburg, die vor allem durch ihre weltbekannte Brauerei und weitere Industrie zahlreiche Menschen anzieht.

In der Betrachtung der Baukultur des Eifelkreises beziehen sich die Informationen dieser Seite vorrangig auf die kleinen Siedlungen, Dörfer, Weiler und Höfe. Diese sind Ausdruck des Sesshaftwerdens von Menschen auf Grund und Boden. Damit verbunden war das Schaffen von Wohnstätten – immer angepasst an den jeweiligen Bedürfnissen. So entstanden über Jahrhunderte hinweg ganz unterschiedliche charakteristische Ortschaften.

Die Lage der Ortschaften ist auch abhängig von Verkehr und Mobilität. Wenn Orte einfach erreichbar sind, sie an alten Handelslinien oder Flussläufen liegen, die Bahnlinie oder eine gut ausgebaute Straße in der Nähe sind, sind sie attraktiv für die dort Lebenden.

Und auch der Naturraum mit seiner Topografie, Bodenqualität, dem Klima und seinen Rohstoffen prägt das abwechslungsreiche Aussehen der gewachsenen Ortschaften.

Luftbild eines typischen Eifeldorfes mit Höhenlage. Das Dorf breitet sich in die Landschaft aus, sodass ein Ortsrand nur schwer zu definieren ist.

Kriterien zur Typisierung der Dorfstruktur

1. 1. Lineare Siedlung

  • Unterscheidung zwischen Siedlung mit geradlinig reihenförmiger Anordnung der Wohnstätten (z.B. Straßendorf) oder Platzdörfer und Siedlung mit flächigem Grundriss, d.h. mit flächiger Anordnung der Hausstätten.
  • Haufendorf = Siedlung mit flächigem Grundriss
  • Platzsiedlung = Angerdorf, Fortadorf, Rundling 
  • Lineare Siedlung = Straßendorf, Reihendorf, Wald-, Moor-Hufendorf

2. Siedlung mit unregelmäßigem flächigem Grundriss

  • Regelmäßige Anlage: geometrische Anordnung der Haus- und Hofparzellen sowie der Straßen (z.B. Schachbrettdorf).
  • Ein Beispiel für eine Siedlung mit unregelmäßigem flächigem Grundriss ist das Haufendorf.

3. Bebauungsdichte

  • Man unterscheidet zwischen sehr dichter, mäßig dichter, lockerer und sehr lockerer Bebauung.
  • Maximaler Hausstellabstand von ca. 150 m = Grenze der Gruppensiedlungen zu Einzelhöfen bzw. Streusiedlung .

Darauf basierende Dorftypen

Einzel- und Streusiedlung

Einzel- & Steusiedlung, lockere Dörfer

u.a. Weiler

Flächig bebaute Gruppensiedlungen, die als spezifisches Merkmal eine relative Weitständigkeit von Gebäuden und Hofstellen aufweisen: (u.a Streusiedlung (Weiler):
Bei Streusiedlungen liegen einzelne Höfe oder kleine Hofgruppen relativ gleichmäßig verteilt im Kulturland. Sie haben keinen gemeinsamen Dorfkern. Dies ist zum Beispiel in Nordwestdeutschland oder im Allgäu und der Eifel der Fall. Die unregelmäßigen Flurstücke liegen in der Umgebung der Höfe.

Geschlossene Dörfer

Geschlossene Dörfer

Weiler, Haufendorf, Wurtendorf

Die durch eine gedrängte Anordnung der Gebäude auf einem flächigen Areal gekennzeichnet sind: (u.a Haufendorf: Offensichtliches Merkmal ist der unregelmäßige Straßen- und Wegeverlauf, der auf eine ungeplante Besiedlung zurückzuführen ist. Die Höfe sind unregelmäßig angeordnet, die Flurstücke liegen verstreut außerhalb des Dorfes in der Feldflur.
Haufendörfer sind die am weitesten verbreitete historische Siedlungsform zum Beispiel im Süden Deutschlands. Ein Beispiel ist Anspach)

Rechteckplatzdörfer

Rechteckplatzdörfer

Die sich durch geradlinige Reihung der Gebäude um einen rechtwinkligen Platz ergeben.

Straßendörfer

Straßendörfer (Wege-, Sackgassendorf)

Die Gehöfte liegen in zwei Reihen beiderseits eines Hauptwegs oder einer Hauptstraße.
Sie beruhen auf einer planmäßigen Dorfanlage und kommen vor allem im Osten Deutschlands vor. Die oft streifenförmigen Flurstücke liegen direkt hinter den Höfen

Zeilendörfer

Zeilendörfer

Das Zeilendorf gehört zu den historisch gewachsenen Dorfformen Mitteleuropas und besteht aus einer einzigen Häuserzeile bzw. Hofzeile, die regelmäßig und linear aneinander gereiht ist.
Zeilendörfer sind geländebedingte Siedlungen, die vielfach am Rande breiter Täler liegen. Die Hausparzellen sind entlang der Dorfstraße gereiht.

Reihendörfer

Reihendörfer

Waldhufen-, Marschhufen-, Moorhufendorf

Ein Dorf, das sich entlang eines langgestreckten topografisches Objekes wie einer Straße, einem Weg, einem Deich, einem Tal, einem Höhenrücken, einen Bach oder einem Graben entlangzieht, an dem die bäuerlichen Siedlungsplätze, das heißt die Höfe oder Hofstellen in mehr oder minder regelmäßigen Abständen aneinandergereiht sind (u.a Waldhufendorf: Waldhufendörfer sind typisch für die mittelalterlichen Rodungsgebiete in den Mittelgebirgen.
Die Lage der Höfe und Flurstücke ähnelt den Straßendörfern, allerdings gibt es hier nur eine Häuserreihe)

Rundplatzdörfer

Rundplatzdörfer

Rundling

u.a Runddorf: Bei Runddörfern gruppieren sich die Höfe um einen zentralen runden oder hufeisenförmigen Dorfplatz.
Sie kommen dort vor, wo im späten Mittelalter deutsche und slawische Bevölkerung aufeinander trafen. Rundplatzdörfer bieten Vorteile bei der Verteidigung. Der geschützte Dorfplatz bot ausreichend Raum, um zum Beispiel das Vieh aufzunehmen.

Angerdörfer

Angerdörfer

Sie sind wie die Straßendörfer als planmäßige Siedlungen entstanden, unterscheiden sich von diesen aber durch einen Dorfplatz mit linsenförmigem Grundriss, an dem sich der Hauptweg gabelt und auf dem zum Beispiel die Kirche, das Pfarrhaus und ein Dorfteich liegen.
Der Platz war aber je nach Bedarf zum Beispiel auch Treffpunkt der Dorfbevölkerung oder temporäre Viehweide. Angerdörfer sind in Ostdeutschland weit verbreitet. Ein Beispiel aus der Eifel ist Baustert.


Wandel der Dorfformen nach dem 2. Weltkrieg

Seit dem Zweiten Weltkrieg haben sich auch die tradierten ländlichen Siedlungsformen so stark verändert, dass die typischen „Normalformen“ häufig nicht mehr vorhanden oder erkennbar sind. Hier kann man von Auflösungs-, Zerfalls- oder Endstadium sprechen. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Ortsgrundrissen erfährt in der jüngeren Zeit eine verstärkte Nachfrage.
Einmal versuchen Freilichtmuseen mehr und mehr ganze Dorftypen grundrissgetreu darzustellen, zum anderen wird der überlieferte Ortsgrundriss zunehmend im Rahmen der erhaltenden Dorferneuerung erfasst und als Entwicklungsperspektive genutzt.

www.spektrum.de/lexikon/geographie/dorfgrundriss/1769

Entwicklung und Analyse der Eifeldörfer

Wir haben einige Eifel-Dörfer untersucht und deren schematischen Aufbau untersucht. Konkrete Zahlen, Fakten, eine Analyse und Luftbildaufnahmen finden Sie in den folgenden PDFen, die wir zum Download bereit stellen.

Auffälligkeiten

Auffallend bei der Untersuchung der Einwohnerzahlen ist der insb. ab den 70ern zu den Einwohnerwachstum unproportional ansteigende Wohnungsbau.
Es wird mehr gebaut, doch leben die Leute auf mehr Platz und die Einwohnerzahl steigt nur geringfügig an.

Ursachen sind dabei insbesondere:

  • Das Verschwinden von Mehrgenrationen und Mehrfamilienhäusern,
  • Wachsender Wohlstand und Reichtum
  • Das immer mehr aufkommende Ideal von dem ein Familien Haus im Grünen (bzw allgemein dem Einfamilienhaus)

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