Initiatoren
Der Beginn der Initiative Baukultur Eifel
Der Eifelkreises Bitburg-Prüm und die Architektenkammer Rheinland-Pfalz haben gemeinsam die Initiative „Baukultur Eifel“ gestartet. Das im Rahmen des LEADER-Programms von der EU geförderte Projekt will über zeitgenössisches und regionaltypisches Bauen informieren und Bürgern und den politisch Verantwortlichen in den Kommunen bei Fragen zum Sanieren oder neu Bauen von Wohnhäusern, Gewerbebauten und öffentlichen Bauvorhaben Hilfestellung geben. Was sind die Ziele der Initiative? Was die Hintergründe? Hier einige Antworten:
ehem. Landrat Dr. Joachim Streit, Eifelkreis Bitburg-Prüm:
„Wenn es um den Erhalt von Denkmälern und ortsbildprägenden Gebäuden geht, können wir heute große Erfolge im Eifelkreis Bitburg-Prüm vorweisen. Viele gute Beispiele zeigen, dass das baukulturelle Erbe bewusst gepflegt wird“, so Dr. Joachim Streit. Doch, fuhr er fort, bei Neubauten sei in dieser Hinsicht noch viel zu tun. Dabei gehe es auch um handfeste wirtschaftliche Überlegungen: Regionale Identität und Baukultur sind schließlich unverzichtbare Herausstellungsmerkmale für den Tourismus.
Prof. Marie-Luise Niewodniczanska, Preisträgerin des Sparkassen-Denkmalpreises:
Dem Unbehagen an gesichtslosen Neubaugebieten müssen wir mit gut gestalteten, harmonisch in die Kulturlandschaft eingebetteten Siedlungen begegnen, deren Einzelbauten die Eckdaten der Hauslandschaft übernehmen, ohne zu kopieren oder zu historisieren.
Jede Region hatte ihre eigene unverwechselbare Hauslandschaft mit gemeinsamen Zügen. Bei uns sind dies klare Grundformen, der zweigeschossige strenge Baukörper mit Satteldach, dessen Anbauten sich deutlich unterordnen. Mit sicherem Instinkt verstand man es, sein Dorf, seinen Bauernhof dem bergenden Schutz der Landschaft anzuvertrauen und so zu platzieren, dass Baukörper und Landschaft eine harmonische Einheit bildeten. Betrachten wir einen alten Dorfkern, so fällt die Dichte der Bebauung auf, die im Gegensatz steht zum Flächenanspruch und Erschließungsaufwand der Neubaugebiete. Trotz ihrer Dichte haben die alten Ortslagen eine beachtliche strukturelle Vielfalt, die an den Häusern selbst, deren Details und an den Freiräumen nachvollziehbar ist. Von der Kirche über das Gasthaus, Plätze, Wege, kleine Hauskapellen und Gärten gibt es eine Menge kleinteiliger Strukturen, die gut erkennbar sind
Architekt Gerold Reker, ehem. Präsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz:
Mit der Kooperation zwischen Eifelkreis und Architektenschaft wird eine gute Plattform geschaffen, die Diskussion und das Bewusstsein für Baukultur voranzubringen. Der Kreis setzt hier vorbildlich die Aktionen des Dialogs Baukultur, den das für das Bauen im Land zuständige Finanzministerium gemeinsam mit der Architektenkammer Rheinland-Pfalz ins Leben gerufen hat, fort.
Das Bewusstsein für die Bedeutung von Landschaft, Architektur und Baukultur und ihre Wirkung auf die wirtschaftliche Entwicklung wird vielfach nicht erkannt. Die Folge sind standort- und regional untypische Bau- und Architekturformen, beliebig austauschbare Wohnquartiere und eine Eifelregion, deren Individualität zunehmend verloren geht und die ihr Gesicht verliert. Gleichzeitig sollen aber bei laufendem Identitätsverlust Tourismus und Kultur angekurbelt werden, die gerade diese Identität suchen – und dringend brauchen.Dieser Fragestellung stellen sich der Landkreis und die Kammergruppe des Landkreises Bitburg-Prüm: Wie kann die Schere zwischen zukünftiger Siedlungsentwicklung und Wahrung der Bautradition mit zeitgemäßen Wohnbedürfnissen geschlossen werden?Wie lässt sich Begeisterung für baukulturelle Themen in der Region des Kreises Bitburg-Prüm wecken?Welche Maßnahmen könnten Anreize zur Stärkung der regionalen Baukultur setzen?
Herbert Mayer, Dipl.-Ing. Ltd. Baudirektor a.D. ehemal. Vorstandsmitglied der Architektenkammer:
Gute gebaute Beispiele von Architekten – „best practice“ – erscheinen das geeignetste Mittel um überzeugend für Qualität und Baukultur werben zu können und um die Eifel im Wettbewerb der Regionen zu profilieren und als Wohn- und Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten.
Im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind vielfältige Erfolge beim Erhalt von Denkmälern und historischer, ortsbildprägender Bauten sichtbar. Bei Neubauten, Umbauten und Modernisierungen gelingt es dagegen nur sehr unzureichend, die historisch gewachsene regionale Architektur zeitgemäß und zukunftsweisend weiter zu entwickeln. Das Bewusstsein für die Bedeutung von Architektur und regionaler Baukultur ist oftmals nicht vorhanden. Die Wirkung qualitätsvoller Architektur auf das Image einer Region und ihre Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung wird vielfach nicht erkannt. Die Folge der standortuntypischen Bau- und Architekturformen sind beliebig austauschbare Wohnquartiere und eine Eifelregion, deren Individualität und Einzigartigkeit zunehmend verloren geht.
Edgar Kiewel, Dipl.-Ing. ehem. Dorferneuerungsbeauftragter
Bauen bedeutet, seine eigene, aber auch die Umwelt seiner Mitmenschen zu gestalten. Somit ist die Kultur des Bauens ein gesellschaftliches Thema, welches ALLE von uns betrifft.
Durch wegfallende Funktionen und gewandelte Wohnansprüche ergeben sich neue Herausforderungen in einer qualifizierten Nachnutzung im baulichen Bestand, aber auch in der gestalterischen, den heutigen Ansprüchen gerecht werdende Qualität von Neubauten. Bürger und Politik, Bauherren, Architekten, Planer, Handwerker und Behörden sind daher aufgerufen, sich für das kulturelle Erbe, seine qualitätsvolle Weiterentwicklung und für eine zeitgemäße Kultur des Bauens zu engagieren.
Durch Fortsetzung der bisherigen Öffentlichkeitsarbeit gilt es, Bewohnerinnen und Bewohner für eine bewusste Wahrnehmung und Gestaltung ihrer gebauten Umwelt zu sensibilisieren, um durch einen breiten, bürgerschaftlichen Dialog zielgerichtet zur Verbesserung des baulichen Wohnumfeldes und öffentlicher Räume beitragen zu können.