Graue Energie
Alte Gebäude binden Graue Energie in ihrer Substanz
Als Graue Energie bezeichnet man den Energieaufwand, der für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Hauses und dessen Rohstoffe benötigt wird. Dieser muss genauso mitbedacht werden, wie der spätere Energieverbrauch bei der Nutzung der Immobilie.
Soll das alte Haus abgerissen oder saniert und weiter genutzt werden? Welches Material ist das Richtige? Das sind Fragen, die sich Viele stellen und die abzuwägen sind. Bei dieser Abwägung kann es sinnvoll sein, auf die Energie zu achten, die bereits beim Erbauen des Hauses investiert wurde.
Denn das Haus braucht nicht nur Energie während seiner Nutzung, sondern schon vorher bei seiner Erstellung für:
- die Herstellung der Baumaterialien des Gebäudes
- die Herstellung der Außenanlagen und Stellplätze bzw. Garagen
- die Straßen und Versorgungsleitungen zum Haus
- die Baustelle und die Transporte dorthin
Bei einem Altbau ist diese Energie für die Erstellung bereits teilweise vorhanden:
- Die Rohbauenergie der alten Bausubstanz kann größtenteils weiter genutzt werden.
- Die Außenanlagen sind in Teilen schon da.
- Es muss kein Neubaugebiet mit neuen Straßen und Versorgungsleitungen errichtet werden.
- Ein Teil des Baustellenverkehrs entfällt, da ja kein Rohbauer mit Großmaschinen gebraucht wird.
Für die Erstellung eines Neubaus wird also deutlich mehr Energie benötigt als bei einer Sanierung. Dies vor allem dann, wenn massiv mit Beton und Stahl inklusive Unterkellerung gebaut wird.
Insgesamt ist dadurch die Energiebilanz gut sanierter Gebäude im Vergleich zu Neubauten oft besser. Denn in der Summe von
- Verbrauch der Energie bei der Herstellung des Gebäudes = graue Energie
- und Verbrauch während der Nutzung
kommt der Umbau oftmals mit weniger aus.
Insbesondere dann, wenn die Neubauten nur dem gesetzlichen Mindest-Energiestandard entsprechen und dann noch mit viel Beton, Zement und Stahl gebaut worden sind. Die Auswahl der Baustoffe hat, egal ob es sich um die Sanierung oder den Neubau handelt, eine große Auswirkung auf die Menge der später im Gebäude enthaltenen grauen Energie. Grundsätzlich gilt dabei:
- Je energieintensiver ein Baustoff bei seiner Herstellung erhitzt, gebrannt oder aufbereitet werden muss, desto höher ist die darin enthaltene graue Energie.
- Die Verwendung von nachwachsenden Baumaterialien, wie Holz, eine Dämmung aus Zellulose oder Recyclingstoffen, reduziert den Anteil grauer Energie. So kann es sein, dass ein „nicht unterkellerter Passivhaus-Neubau aus Holz“ am Ende klimafreundlicher ist als ein energetisch nur mäßig saniertes Haus. Dies aber meist nur dann zu, wenn dieser nicht im Neubaugebiet errichtet wird.