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Prinzipien – Empfehlungen

Grundhaltung

Steuerung des Prozesses zu mehr Baukultur erforderlich

Gut gestaltete Ortsbilder, qualitätsvolle Orterweiterungen und der Erhalt der regionalen Baukultur können nur durch eine aktive Steuerung des Planungs- und Bauprozesses gesichert werden.

Soziale Verantwortung beim Bauen übernehmen

Neu Bauen heißt neue Räume schaffen. Bei der Planung von Neubauten stehen zunächst die Ansprüche, Anforderungen und individuellen Wünsche der Bauherrinnen und Bauherren im Vordergrund. Die Gestaltung der Innenräume liegt in ureigener Verantwortung und Zuständigkeit der Bauherren. Die Gestaltung der äußeren Gebäudehülle beeinflusst jedoch auch ganz maßgeblich den öffentlichen Raum, die Straße sowie die Nachbarschaft und sollte demzufolge, neben den individuellen Neigungen, auch öffentliche Interessen und das Gemeinwohl beachten. Niemand baut für sich alleine, jeder baut auch die Umwelt des Anderen mit. Insoweit bedeutet Bauen auch die Übernahme einer sozialen, gemeinschaftlichen Verantwortung.

Charakteristische Siedlungsstruktur erhalten

Die Hauslandschaft, die Parzellenstruktur sowie die Gebäudestellungen führten in der Vergangenheit zu charakteristischen, sehr vielfältigen Siedlungen und Lebensräumen mit einer harmonischen Einbettung der Orte in die Landschaft. Diese Charakteristik der Siedlungsstruktur gilt es aktiv steuernd zu erhalten und in moderner Interpretation weiterzuentwickeln. Auf gleichförmige, schematische, austauschbare und beliebige Neubaugebiete sollte verzichtet werden.

Geschichte und Geist des Ortes beachten

Bei der Gebäudegestaltung sind die individuellen Vorstellungen mit dem bereits vorhandenen Baubestand, dem jeweiligen Ort und der unmittelbaren Nachbarschaft abzustimmen. Ein Bauwerk sollte die Umgebung bereichern, nicht stören. Je nach Ort kann dies durch Einfügen und Anpassen erfolgen. Im Einzelfall kann aber auch ein bewusster Kontrast zu einer neuen Qualität eines Standortes führen und somit erwünscht sein.


Baukulturelles Profil erhalten und fortentwickeln

Neues schaffen statt Altes zu kopieren

Verantwortungsvoll neu bauen bedeutet, die regionale Formensprache und die traditionellen Wurzeln weniger als Ballast sondern Vielmehr als Stimulanz für eine kreative moderne Fortentwicklung zu begreifen. Nicht die Übernahme ästhetischer Konzepte oder das Kopieren und Nachbauen traditioneller Haustypen ist gefragt, sondern selbstbewusste, ebenso zeitgemäße wie auch qualitätsvolle architektonische Lösungen die dem Standort Eifel gerecht werden.

Einfache Bau- und Siedlungsformen übernehmen

Die Bauform des regional vorherrschenden Haustyps ist gekennzeichnet durch einfache Baukörper mit rechteckigem Grundriss, ohne Vor- oder Rücksprünge. Der Baukubus ist meist zweigeschossig und ein Satteldach bildet den oberen Abschluss. 

Die Gebäude sind einander zugewandt, stehen in Beziehung zueinander und bilden kleinräumige Plätze, Höfe und Gruppierungen. Hieraus ergeben sich spannungsreiche Raumfolgen, die letztlich zu der Individualität und der Unverwechselbarkeit des jeweiligen Ortsgrundrisses führen. 

Diese Bau- und Siedlungsformen gilt es in die Zukunft zu übertragen, anzupassen und zeitgemäß weiterzuentwickeln.

Erkennbare Trennlinie Alt – Neu

Für notwendige Anpassungs- oder Ergänzungsbauten sollte eine zeitgemäße Architektur- und Formensprache gewählt werden. Nicht das Kopieren oder Imitieren sondern ein materialgerechter Einsatz sowie heutige Ausdrucksmittel als erkennbare Trennlinie zwischen Alt und Neu führen zu einer neuen Qualität. 

Schlicht aber Hochwertig bauen

Die Fortführung der regionalen Bautradition erfordert eine unaufdringliche Architektur, die auf modische gestalterische Effekte, Imitate oder Dekor verzichtet. Wertbeständige Lösungen zeichnen sich durch Schlichtheit und Eleganz sowie Hochwertigkeit bei der Materialwahl und im handwerklichen Detail aus.

Dachgestaltung beachten

Die Einheitlichkeit der Dachform sowie geneigte Dächer sind prägend für die landschaftsbezogene Architektur im Eifelkreis Bitburg-Prüm und stellen somit die harmonische Einbindung des jeweiligen Ortes in den umgebenden Natur- und Landschaftsraum sicher. 

Die Form des Satteldaches ohne Dachaufbauten ist in der Eifel klimatisch bedingt vorherrschend. Dachüberstände an Giebel und Traufe sind auf ein konstruktiv notwendiges Mindestmaß reduziert, wobei ein Traufgesims aus Sandstein den Übergang der Fassade zum Dach bildet. Die Dacheindeckung besteht aus Naturschiefermaterial, oft auch aus Tonziegeln.

Neue Gebäude stellen gleichsam neue „Bausteine“ in der Dachlandschaft dar. Es gilt, den individuellen Charakter jeder Ortschaft zu beachten und durch die Verwendung ähnlicher Dachformen und Materialien die Neubauten in das bestehende Ortsbild einzufügen. 

Wünschenswerte, zeitgemäße Solaranlagen sollten achtsam geplant und möglichst in die Dachflächen integriert werden. Neben Effizienzaspekten sollten gleichrangig auch ortsgestalterische Erwägungen bei derartigen energetisch-technischen Dachaufbauten Beachtung finden.

Materialien achtsam bestimmen.

Form und Materialwahl stehen immer im historischen Bezug und spiegeln den jeweiligen Zeitgeist wider. Die traditionelle Baukultur im Eifelkreis ist gekennzeichnet durch den Einsatz nur weniger heimischer Materialien. Diese Tradition gilt es fortzuführen, wobei auf Gestaltungsmuster, Kopien oder Imitate von Ausdrucksformen vergangener Zeiten verzichtet werden sollte. 

Aus Gründen der Nachhaltigkeit sollten Materialien heimischen Ursprungs, mit energetisch geringem Herstellungsaufwand und kurzen Beschaffungswegen zum Einsatz kommen. Dabei wird auf das endogene Potential der Materialien, u.a. auf den Baustoff Holz als regionaler Ressource verwiesen.

Straßenraum – Gebäude – Hausvorflächen

Der öffentliche Raum, die Plätze und die Straßenführung bilden das Rückgrat und das Orientierungsgerüst einer Stadt oder Gemeinde. Gemeinsam mit den angrenzenden Gebäuden und Fassaden sowie den zwischen Straßenraum und Gebäuden liegenden Hausvorflächen prägen sie das wiedererkennbare Gesicht eines Ortes und sind damit eine Grundlage der individuellen Identität einer Gemeinde.


Nachhaltige Bauentwicklung im Eifelkreis Bitburg-Prüm sicherstellen

Baukultur heißt nachhaltiges Handeln

Die baukulturelle Entwicklung im Eifelkreis Bitburg-Prüm sollte daran ausgerichtet sein, dass die Interessen nachkommender Generationen nicht darunter leiden, gleichzeitig jedoch die Interessen der heutigen Generation berücksichtigt werden.

Hierzu bedarf es einer optimierten Nutzung der verfügbaren technischen und baulichen Mittel, der kritischen Überprüfung von Ansprüchen um somit einem Überverbrauch von Ressourcen entgegenzutreten sowie Genügsamkeit und Angemessenheit im Blick zu behalten. Ferner erfordert dies den Einsatz naturverträglicher Technologien und dient dem Schutz des Ökosystems.

Ziel sollte z.B. der Einsatz wiederverwertbarer Baumaterialien, das Senken des Energiebedarfs und das Vermeiden hoher Transportkosten durch die bewusste Entscheidung für regionale Bauteile und Baustoffe sein.

Innenentwicklung vor Außenentwicklung

Die Ausweisung neuer Bauflächen sollte restriktiv erfolgen und am notwendigen Bedarf ausgerichtet werden. Vorrang hat der Erhalt und die Umnutzung von Altbauten sowie die Nutzung von innerörtlich verfügbaren Baulücken. Dies bedeutet eine nachhaltige Herangehensweise sowie flächensparendes Bauen und ist aufgrund hierdurch ersparter neuer Infrastrukturmaßnahmen zudem aus wirtschaftlichen Gründen geboten.

Erhalt und Umnutzung haben Vorrang – Ortskerne stärken

Der Erhalt und die Umnutzung von Bestandsbauten hat Vorrang, ist aber nicht Selbstzweck. Aus Gründen der Nachhaltigkeit sind der weitgehende Erhalt und die Pflege epochentypischer und ortsbildprägender Bausubstanz das Ziel. Bei unvermeidbarem Abbruch eines Altgebäudes sollte ein adäquater Ersatzbau an dieser Stelle angestrebt werden. Die Stärkung und der Erhalt der Ortskerne müssen im Vordergrund stehen.

Grün und Freiraumgestaltung

Die Beziehungen der Wohn- und Arbeitsumgebung zu qualitätsvollen Grün- und Freiräumen sind ein wichtiger Faktor für deren Qualität. Attraktive dörfliche oder urbane Freiräume und das Hausumfeld bestimmen das menschliche Wohlbefinden. 

Eine nachhaltige Entwicklung der Grün- und Freiraumgestaltung im öffentlichen und privaten Raum bedeutet die Verwendung standortgerechter Bäume, Sträucher, Gräser und Kräuter. Die Tradition der für die Eifel typischen Ortsdurchgrünung im öffentlichen Raum sowie der Bauerngärten im privaten Raum sollten dabei aufgegriffen werden.  Hierbei sollte zwischen urbanen und dörflichen Freiraumstrukturen differenziert.

Neue Wohnmodelle entwickeln

Während sich das für die Eifelregion typische Trierer Quereinhaus traditionell aus der ehemals landwirtschaftlichen Prägung heraus entwickelt hat, gilt es diesen Typus entsprechend den heutigen Anforderungen und Wohnansprüchen fortzuentwickeln. Dabei sollte auch  differenziert werden zwischen ländlich-dörflichen und städtisch-urbanen, verdichteten Strukturbereichen. Aus Gründen der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sollte dies die Entwicklung auch neuer Wohnmodelle mit einschließen, bei denen insbesondere

  • der infrastrukturelle Aufwand, vergleichbar zu freistehenden Einzelhäusern, vermindert wird,
  • freistehende Einzelhäuser durch flächensparende Baugruppierungen abgelöst werden,
  • durch eine entsprechende Gestaltung des Wohnumfeldes Nachbarschaften gebildet und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner gefördert wird,
  • sich soziale, nachbarschaftliche Vorteile der Dorfgemeinschaft ergeben und das generationenübergreifende Wohnen unterstützt wird.

Soziale Verantwortung beim Bauen übernehmen


Charakteristische Siedlungsstruktur erhalten


Geschichte und Geist des Ortes beachten


Grundhaltung


Neues schaffen statt Altes zu kopieren


Einfache Bau- und Siedlungsformen übernehmen


Erkennbare Trennlinie Alt – Neu


Schlicht aber hochwertig bauen

Dachgestaltung beachten


Materialität achtsam bestimmen


Straßenraum – Gebäude – Hausvorflächen


Baukultur heißt nachhaltiges Handeln


Innenentwicklung vor Außenentwicklung


Erhalt und Umnutzung haben Vorrang – Ortskerne stärken


Grün- und Freiraumgestaltung


Neue Wohnmodelle entwickeln