Bauwerkstypen in der Eifel
Klare Formen in menschlichem Maßstab
Eine anschauliche Übersicht

Das Erscheinungsbild unserer Ortschaften ist auch heute noch geprägt von den alten Gebäuden der Eifel. Diese meist zweigeschossigen, selten eingeschossigen Bestandsgebäude zeichnen sich durch die klaren Abmessungen und Raumtiefen des Baukörpers aus, der den Gebäuden eine gute Proportion verleiht. Hochgestellte Fenster in strenger Ordnung und die einfache Form ihrer Satteldächer verstärken den Eindruck von Klarheit.
Alte Häuser sind in einem gewachsenen städtebaulichen Kontext eingebunden und wirken dadurch harmonisch in ihrem Umfeld. Sie besitzen ein besonderes Identifikationspotential und sorgen durch ihr Erscheinungsbild für eine Kontinuität auch in Zeiten des Umbruchs.
Neben der einmaligen Landschaft der Eifel ist es diese regionale Architektur, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. „Denn regionale Unverwechselbarkeit vermittelt nicht nur Heimat und Identifikation mit dem Ort, sondern führt auch zu Standortvorteilen im Wettbewerb der Regionen.“ (Prof. M. L. Niewodniczanska)
Durch die Erhaltung oder Verwendung ortsüblicher Formensprache stärkt man also den Charakter des Ortes. Viele Bestandsgebäude können saniert und neuen Nutzungen zugeführt werden. Muss neu gebaut werden, so können die umgebenden Gebäudetypologien neu interpretiert werden, um den Neubau stimmig in die gewachsene Umgebung zu integrieren.

Der Streckhof
Der Streckhof ist ein einzelnes, langgezogenes Gebäude. Seine ursprüngliche Nutzung war in der Regel die eines mittelgroßen Bauernhauses. (Quelle: D‘Lëtzebuerger Bauerenhaus, S. 193). Der typische Streckhof ist nach und nach gebaut worden, sodass sich Dächer unterschiedlicher Höhe aneinanderreihen können. Das Trierer Quereinhaus ist eine Sonderform des Streckhofes.
Je nach Größe eignet sich dieser Baukörpertypus heute auch als Neubau für viele Bauaufgaben, wie z.B. Einfamilienhaus, Doppelhaus, Reihenhaus oder Mehrfamilienhaus.

Eckdaten der gezeigten Streckhof-Beispiele:
Überbaute Fläche:
Ca. benötigte Grundstücksgröße:
GFZ:
Bruttogrundfläche bei zwei Geschossen:
200m2 bis 750m2
500m2 bis 2.350m2
0,3 bis 0,4
400m2 bis 1.500m2
Prämierte Sanierungsbeispiele von Streckhöfen in der Eifel:
Der Winkelhof
Der Winkelhof ist eigentlich ein erweiterter Streckhof, bei welchem die Erweiterung aus Platzgründen als quergestellter, seitlicher Anbau erfolgte. (Quelle: D‘Lëtzebuerger Bauerenhaus, S. 193).
Mögliche Nutzungen dieser Grundrissform sind ähnlich wie beim Streckhof.

Eckdaten der gezeigten Winkelhof-Beispiele:
Überbaute Fläche:
Ca. benötigte Grundstücksgröße:
GFZ:
Bruttogrundfläche bei zwei Geschossen:
450m2 bis 650m2
1.500m2 bis 1.700m2
0,3 bis 0,4
700m2 bis 900m2
Prämierte Sanierungsbeispiele von Winkelhöfen in der Eifel:

Der Parallelhof
Parallelhöfe sind ebenfalls erweiterte Streckhöfe. In ihrem Fall liegt der neue Baukörper dem alten parallel und symmetrisch gegenüber. (Quelle: D‘Lëtzebuerger Bauerenhaus, S. 203).
Mögliche Nutzungen könnten heute sein: Geschosswohnungsbau, durch den geschützten Innenhofbereich ist aber auch die Nutzung als Mehrgenerationenwohnen, Altenwohnen oder Kindergarten gut vorstellbar.

Eckdaten des gezeigten Parallelhof-Beispiels:
Überbaute Fläche:
Ca. benötigte Grundstücksgröße:
GFZ:
Bruttogrundfläche bei zwei Geschossen:
750m2
1.900m2
0,4
1.500m2
Prämiertes Sanierungsbeispiel eines Parallelhofs in der Eifel:
Der Dreiseitenhof
Der Dreiseitenhof ist eine rechtwinklige Hofanlage mit Gebäuden an drei Seiten des Hofes.
Heute eignet sich dieser Gebäudetyp auch als Neubau durch seine Größe und geschlossene Hofsituation gut für Kindergarten, Mehrgenerationenwohnen, Altenwohnheim, oder Gemeindehaus.

Eckdaten der gezeigten Dreiseitenhof-Beispiele:
Überbaute Fläche:
Ca. benötigte Grundstücksgröße:
GFZ:
Bruttogrundfläche bei zwei Geschossen:
850m2 bis 1.150m2
2.400m2 bis 2.850m2
0,3 bis 0,5
1.700m2 bis 2.300m2
Neubau als moderner Dreiseitenhof in der Eifel:

Geschlossener Hof
„Der geschlossene Hof ist eine Weiterentwicklung des Parallelhofes. Die beiden offenen Seiten wurden jeweils durch Gebäude wie Hühner- und Schweinestall, respektive durch eine hohe Mauer mit Tor geschlossen. Das Vieh konnte so im Hof herumlaufen, unliebsame Eindringlinge wurden ferngehalten.“ (Quelle: D‘Lëtzebuerger Bauerenhaus, S. 203)
Der Vierseitenhof eignet sich für Nutzungen, die einen geschützten Außenbereich brauchen. Das können z.B. sein: Wohngruppe, Generationenwohnen, Kindergarten, Seniorenwohnen, Ärztehaus usw.

Eckdaten des gezeigten Beispiels eines geschlossenen Hofes:
Überbaute Fläche:
Ca. benötigte Grundstücksgröße:
GFZ:
Bruttogrundfläche bei zwei Geschossen:
950m2
2.350m2
0,4
1.900m2
Freistehendes Wohnhaus
Das alleinstehende Wohnhaus findet man in historischen Ortskernen nur vereinzelt, weil es keine ökonomische Bauform ist. In Neubaugebieten sind sie hingegen üblich.
Ob man freistehende Einfamilienhäuser im Sinne der Herausforderungen der Zukunft noch plant und baut, sollte geprüft werden

Es macht sehr viel Sinn, bestehende Gebäude umzubauen und weiter zu nutzen. Dies spart Graue Energie und bewahrt Goldene Energie.
Sakralbauten
Immer mehr Kirchen und Kapellen, die lange Zeit für Gottesdienste und Gebete der Gläubigen genutzt wurden, gehen heute in den Besitz von Gemeinden oder Privatpersonen über. Da Sakralbauten Saalbauten sind, eignen sie sich je nach Größe gut für eine gemeinschaftliche Nutzung als Gemeindehaus, Museum, Galerie, Touristeninformation, Bücherei oder Versammlungsraum.
Diese so genutzten Versammlungsräume können natürlich auch weiterhin als Sakralräume genutzt werden.
