Klimaschutz beim Bauen
Von Beginn an auch schon an das Ende denken
Bauen, Nutzen, Rückbauen. In jeder Phase eines Gebäudes wird Energie verbraucht, die das Klima belastet. Um nachhaltig zu bauen, sollten in allen Phasen eines Gebäudes bestimmte Umstände beachtet werden.
Vor etwa 10.000 Jahren begann der Mensch feste Häuser zu bauen, um darin zu wohnen. Man konnte so in vielen Gegenden leben, die vormals kaum zu besiedeln waren und nutzte dazu die Rohstoffe und Baumaterialien, die verfügbar waren.
Diese Häuser boten, neben dem Schutz vor Tieren oder anderen Gefahren, auch die Möglichkeit dem Klima und Wetter zu trotzen. Eine Aufgabe, die ein Haus bis heute noch zu erfüllen hat, die aber in den letzten Jahren durch einen weiteren Aspekt ergänzt wird: Häuser sollen nicht nur vor dem Klima schützen, sondern sollten so gebaut sein, dass sie das Klima schützen.
Denn ein Haus verbraucht mehrfach Energie:
- beim Bauen / in der Bauphase (graue Energie)
- beim Bewohnen / in der Nutzungsphase
- wenn es wieder abgebrochen wird
Bauphase
Zuerst braucht es bei der Erstellung viel Energie. Diese Energie wird Graue Energie genannt und ist abhängig von der Bauweise. Ein Stein- oder Betonbau enthält mehr graue Energie als ein gleichgroßer Holzbau. Und ein freistehendes Einfamilienhaus seinerseits auch mehr als das Reihenhaus oder Mehrfamilienhaus.
Nutzungsphase
Sobald das Haus bewohnt wird, muss es geheizt und in Zeiten des Klimawandels auch immer häufiger gekühlt werden. Das verbraucht ebenfalls Energie.
Konventionelle Häuser verbrauchen mehr, gut gedämmte effiziente Häuser weniger Energie. Das ist unabhängig davon, ob es sich um ein Holz- oder Steinhaus handelt.
Eine größere Auswirkung hat jedoch der Umstand, ob das Haus ein alleinstehendes Einfamilienhaus, ein Reihenhaus oder ein Mehrfamilienhaus ist. Denn je mehr Außenwände das Haus hat, desto mehr Energie verliert es.
Das A/V-Verhältnis beschreibt den Energieverlust beim Heizen
Der Effekt eines Energieverlusts lässt sich über das A/V-Verhältnis beschreiben. Dieses gibt das Verhältnis der thermischen Gebäudehülle (A) zum beheizten Raumvolumen (V) an. Je schlechter das A/V-Verhältnis, also je größer die Fläche der thermischen Gebäudehülle im Verhältnis zum beheizten Raumvolumen ist, desto mehr Energie verliert das Gebäude pro Kubikmeter beheizte Fläche.
Flächen, über welche Heizenergie verloren geht:
Wärmeverlust und A/V Verhältnis. Beispielvergleich dreier Objekte mit identischen Abmessungen (8x10m, 150m2 Wohnfläche) und Dämmstandards:
1. Freistehendes Einfamilienhaus (EFH)
Alle Außenhüllflächen verlieren Wärme an die Außenluft oder das Erdreich
Außenhüllfläche ca.
Wärmeverbrauch:
Entspricht in Heizöl:
A/V-Verhältnis:
~ 440 m2 (100%)
~ 50 kWh/m2a
~ 7.500 kWh/a
~ 750 Liter
~ 0,6
2. Doppelhaushälfte
Eine Giebelseite verliert keine Wärme an die Außenluft oder das Erdreich.
Außenhüllfläche ca.
Wärmeverbrauch:
Entspricht in Heizöl:
A/V-Verhältnis:
~ 375 m2 (ca. 85%)
~ 42 kWh/m2a
~ 6.300kWh/a
~ 630 Liter
~ 0,5
3. Reihenmittelhaus
Beide Giebelseiten verlieren keine Wärme an die Außenluft oder das Erdreich
Außenhüllfläche ca.
Wärmeverbrauch:
Entspricht in Heizöl:
A/V-Verhältnis:
~ 315 m2 (ca. 70%)
~ 35 kWh/m2a ~ 5.250 kWh/a
~ 525 Liter
~ 0,4
Praxisbeispiel: Energieverbrauch verschiedener Bauformen
Die Doppelhaushälfte verliert in unserem Beispiel etwa 15 % weniger Energie über ihre Gebäudehülle als das freistehende Einfamilienhaus. Dies verdankt sie der Tatsache, dass ihre eine Giebelwand energetisch durch die zweite Doppelhaushälfte geschützt ist und nicht an die Außenluft angrenzt.
Das Reihenmittelhaus verliert sogar ca. 30 % weniger Energie als das Einfamilienhaus, da beide Giebelwände durch die angrenzende Bebauung geschützt sind.
Fazit: Sanierte Reihenmittelhäuser im Ortskern haben eine besonders gute Energiebilanz.
Rückbauphase
Irgendwann sind die meisten Häuser so alt, dass sie nicht mehr sinnvoll umzubauen und zu nutzen sind. Dann müssen diese Häuser abgerissen werden. Der Abriss an sich verbraucht Energie und auch die im Gebäude verarbeitete graue Energie wird größtenteils weggeworfen.
Auch hier kann eine kluge Planung entgegenwirken. Ziel sollte es sein, dass man Baustoffe so einsetzt, dass man sie im Sinne des cradle to cradle-Prinzips wiederverwenden kann, aber auch, dass man die Häuser so plant, dass sie leicht umzubauen sind.