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Funktionen

Wohnen, leben und arbeiten im Eifelkreis

Die Funktionen der Ortschaften

Die meisten Arbeiten wurden zu Fuß erledigt. Frauen und Mädchen beim Waschen. (Foto: Heinrich Pieroth)

In historischen Zeiten war es selbstverständlich, dass die dörflichen Funktionen nahe beieinander lagen. Nicht nur das Wohnen und Arbeiten unter dem gleichen Dach war üblich, auch die meisten Orte der öffentlichen Daseinsvorsorge wie beispielsweise Kirche, Dorfläden, Wirtschaften waren nahe beieinander und fußläufig verknüpft. So war es lange selbstverständlich, dass es in unmittelbarer Nähe zur Kirche immer auch eine Wirtschaft gab.

Mit der zunehmenden individuellen Mobilität und dem Bedeutungsverlust der Landwirtschaft als wirtschaftlichem Hauptfaktor, wurde auch im ländlichen Raum ab den 1960er Jahren die Trennung von Wohnen und Arbeiten forciert und üblich. Ab dieser Zeit entstehen viele Neubaugebiete auf der grünen Wiese. Etwas zeitversetzt folgten die Gewerbegebiete. In der Folge wurde es immer unüblicher, im gleichen Ort zu leben und zu arbeiten.

Die Menschen waren nun mobil und machten ihre Besorgungen im Vorüberfahren im Supermarkt mit großem Parkplatz. Damit einhergehend verschwanden die Kunden der vielen kleinen Dorfläden. Unwirtschaftlich geworden, machten die Dorfläden zu. Ähnlich erging es den meisten Dorfwirtschaften. Das Tageskundengeschäft und die notwendige wirtschaftliche Grundlage verschwanden. Und damit auch die Dorfwirtschaften mit den vielen Festsälen. Befördert und fortgeschrieben wird dieser Prozess heute mit dem Bedeutungsverlust der Kirche. In dessen Gefolge verändern sich Traditionen. Kirchliche Feste, früher ein wichtigerer Faktor der Dorfidentität, verlieren an Bedeutung. 

Früher an der Tagesordnung, heute ein Auslaufmodell: Kirchenfeste und Prozessionen

Heute treffen die Veränderungen des Dorflebens auf eine älter werdende Gesellschaft und immer mehr allein wohnende Menschen. Die Mobilität schränkt sich mit dem Alter ein und viele wünschen sich die alten Strukturen zurück. Dass diese Strukturen zurückkommen, ist eher unwahrscheinlich. Da, wo es möglich ist, werden für viele Jahre das Engagement Vieler sowie entsprechende Investitionen benötigt.

Hauptaufgabe der Ortschaften ist es daher, diese Aspekte der Daseinsvorsorge mit neuen Ideen umzusetzen. Ein gutes Beispiel dafür sind kleinere Altenwohnprojekte, das Gründen von Dorfläden, Dorfteams oder Coworking-Spaces.

Bild eines Ortsbildverträglichen Altenheimes: Es müssen nicht immer die großen Pflegeheime sein, die das Ortsbild nachhaltig zerstören. Kleinere Einheiten, wie dieses dörfliche Pflegeheim in der Schweiz sind eine angemessene Alternative, um das Leben und Altwerden im Dorf auch alten Menschen zu ermöglichen.
Es müssen nicht immer große Gebäudekomplexe sein, denn Altenwohnheime können auch als kleinere Einheit funktionieren. Dafür eignen sich beispielsweise alte Gebäude im Ortskern. So können ihre Bewohner im gewohnten sozialen Umfeld bleiben und sind voll ins Dorfleben integriert.

In Grundzentren ist die Grundversorgung gesichert. Einkaufsmöglichkeiten und Bildungseinrichtungen befinden sich im Ort oder in seiner direkten Umgebung. Eine Zersiedelung, wie sie beispielsweise bei im Tal gelegenen Orten häufig entsteht, führt dabei zu längeren Fahrtzeiten.

Arzfeld als Beispiel für einen kompakten Ort mit kurzen Wegen.
Arzfeld als Beispiel für einen kompakten Ort mit kurzen Wegen.
Beispiel für einen Ort mit Tallage. In Neuerburg sind die Distanzen deutlich größer als etwa in Arzfeld. In den nächsten Entwicklungsschritten sollte versucht werden, die wichtigen Funktionen zurück in den Ortskern zu bringen.
Beispiel für einen Ort mit Tallage. In Neuerburg sind die Distanzen deutlich größer als etwa in Arzfeld. In den nächsten Entwicklungsschritten sollte versucht werden, die wichtigen Funktionen zurück in den Ortskern zu bringen.