Bauen im Neubaugebiet
Neubaugebiete haben oft eine Randlage
Auf der grünen Wiese zu bauen, bietet nicht nur Vorteile
Neues Bauen außerhalb der gewachsenen Dorfstrukturen bietet gleichermaßen für die öffentliche Hand, als auch für den privaten Hausbauer einige Vorteile. Hier lohnt es sich jedoch, diese kritisch mit den Nachteilen zu vergleichen.
Vorteile des Bauens im Neubaugebiet
- Freiere Gestaltungsmöglichkeiten: Neubauten bieten die Möglichkeit, ein Gebäude von Grund auf nach den eigenen Vorstellungen und Notwendigkeiten zu gestalten.
- Größere Flächen: Auf der „grünen Wiese“ stehen oft größere Grundstücke zur Verfügung, die Platz für Erweiterungen oder Gärten bietet.
- Passgenaue Nutzung: Die Nutzung und Aufteilung eines Neubaus kann einfacher den aktuellen Anforderungen und Wünschen des Bauherrn entsprechen.
- Moderne Standards: Es ist einfacher, moderne Baustandards und Energieeffizienzvorgaben in einem Neubau zu erfüllen.
- Keine Altlasten: Neubauten haben in der Regel keine Altlastenprobleme, wie veraltete Installationen oder Baumängel.
Schaut man sich diese Vorteile etwas genauer an, dann erkennt man auch, dass überall wo Licht ist, auch Schatten sein wird. Wie man diese Schatten bzw. Nachteile wertet, sollte jeder eingehend prüfen – sowohl der private Bauherr als auch die oder die Kommune.
Mögliche Nachteile für die öffentliche Hand
- Hohe Kosten für die Erschließung: Die Erschließung von neuen Flächen erfordert oft erhebliche Investitionen in den Ausbau von Straßen, Wasser- und Abwassersystemen. Diese Kosten können über zehnmal höher sein, als Erschließungskosten im bereits bebauten Bereich.
- Aufwendungen für Infrastruktur und Folgekosten: Die neue Infrastruktur mit Straßen, Versorgungsleitungen, neuen Kindergärten etc. muss auch in Zukunft gewartet werden, d.h. sie muss von unseren Nachkommen bezahlt werden.
- Geschwächter Ortskern: Was auf der grünen Wiese gebaut wird, schwächt den Ortskern, es kommt oft zu Leerstand. Der Ort wird dadurch unattraktiv, denn ein Leerstand weist auf eine schlechte wirtschaftliche Lage oder Ortsleitung hin. Um dem entgegenzuwirken und den Ort wieder attraktiv zu machen, muss dann im Kern investiert werden.
- Geringe Fußgängerfreundlichkeit: Neubauten auf der grünen Wiese neigen dazu, auf den Autoverkehr ausgerichtet zu sein, was die Fußgängerfreundlichkeit einschränken kann.
- Damit einhergehen muss darauf geachtet werden, dass öffentliche Gebäude in solchen Gebieten eine begrenzte Anbindung an bestehende Einrichtungen und Dienstleistungen haben können.
- Bei Nichtbeachtung dieser Aspekte droht eine noch größere Abhängigkeit, vom Auto, was negative Auswirkungen auf die Umwelt und die öffentliche Mobilität haben kann. Also ebenfalls Dinge, mit denen sich unsere Kinder auseinandersetzen müssen.
Eventuelle Nachteile für den privaten Hausbauer
- Viele der oben aufgeführten Nachteile treffen jeden Hausbauer. Denn Jeder ist Bürger der Gemeinde und wird an den Umlagekosten beteiligt. Es gibt auch spezielle Themen, die gerade den Hausbauer betreffen.
Bauliches und Gestaltung
- Die freiere Gestaltungsmöglichkeit bedeutet auch, dass man keinen Einfluss darauf hat, was der Nachbar macht. Unversehens kann dann neben dem eigenen Haus etwas entstehen, was einem nicht gefällt. Das kann im Dorfkern kaum passieren, da dort das meiste schon steht.
- Man hat zwar keine Altlasten, die man beseitigen muss. Es ist aber festzustellen, dass gerade bei Neubauten die Altlasten der Zukunft eingebaut werden. Dinge wie Kunststofffenster, Wärmedämmfassaden aus Hartschaum, verklebte PVC-Böden usw.
Kosten und Aufwand
- Das Haus auf der grünen Wiese ist in der Regel ähnlich teuer, wie die Sanierung eines Altbaus oder der Neubau im Ortskern. Aber gerade das Umbauen von alten Häusern ermöglicht vielfältige Eigenleistungen, die man vor Bezug aber auch noch dann, wenn man bereits darin wohnt, machen kann. Damit ist viel Geld zu sparen.
- Größere Flächen bedeuten Mehrkosten beim Anlegen der Außenanlagen und einen erhöhten Pflegeaufwand, den man auch als alter Mensch noch leisten muss.
- Grundstücke in Neubaugebieten sind oft deutlich teurer, als Grundstücke im Ortskern.
Diesen bekannten Nachteilen stehen natürlich auch Vorteile gegenüber. Insbesondere der Platzvorteil. Es ist heute einfach einfacher den Kindergarten oder die Schule, das Feuerwehrhaus oder das Bürgerhaus usw. auf der grünen Wiese zu errichten. Dass liegt nicht zuletzt an den vielen Vorschriften und unserem Anspruchsdenken. Aber letztendlich verlagern wir mit dem Neubau auf der grünen Wiese heutige Probleme einfach in die Zukunft.
Es ist wichtig, die Vorteile und Nachteile abzuwägen, wenn es darum geht, nachhaltige Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Bauen auf der grünen Wiese zu treffen. Die Nachverdichtung im bestehenden Umfeld kann eine umweltfreundlichere Alternative sein, da sie den Flächenverbrauch reduziert, die bestehende Infrastruktur besser nutzt und die nachfolgenden Generationen entlastet.