Geschichte
Die Geschichte des Hausbaus
Ein Querschnitt durch die Jahrhunderte
Wer heute ein Haus bauen will, muss viele Hürden nehmen und verschiedene Gesetze beachten. Das war nicht immer so, denn ein Baurecht in unserem heutigen Sinn gibt es erst seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts.
Im Mittelalter galt die Regelung, dass derjenige, der Grund besaß, auch bauen durfte. Doch wer waren diese Grundstücksbesitzer? Hierbei handelte es sich um die Grundherren: An oberster Stelle stand der König, ihm folgten alle anderen Adeligen, wie Fürsten und selbstverständlich auch die Kirche als Grundbesitzerin. Diese sogenannte Grundherrschaft blieb die vorherrschende rechtliche, wirtschaftliche und soziale Besitzstruktur bis ins Jahr 1848. Das heißt, bis vor noch nicht allzu langer Zeit waren es nur die Herrschenden, die bestimmten, was wo und in welcher Weise gebaut wurde.
Erste Gesetze und Vorschriften
Die oben beschriebenen Freiheiten aus damaligen Zeiten sind für Bauherren heutzutage nur noch schwer vorstellbar. Mittlerweile gibt es in Deutschland schließlich unzählige Gesetze, Vorschriften, Normen & Co, welche beim Hausbau berücksichtigt werden müssen. Wer sich nicht daran hält, muss schlimmstenfalls Bußgelder bezahlen oder das Gebäude sogar abreißen. Tatsächlich hat sich das Baurecht aber erst etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt und ist somit eigentlich noch sehr jung. Sein Ursprung liegt im damaligen Preußen. Dort gab es das preußische Allgemeine Landrecht, welches regelte, dass zwar jeder Eigentümer seinen Grund und Boden mit Gebäuden bebauen durfte – allerdings nur, wenn diese keine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit und Ordnung darstellten.
Erstmalig mussten also Fluchtlinien berücksichtigt werden, was in der ersten Bauordnung aus dem Jahr 1855 festgehalten wurde. Es folgten in den kommenden Jahrzehnten zahlreiche weitere Gesetze, wie beispielsweise jene „gegen die Verunstaltung landschaftlich hervorragender Gegenden“. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass diese Regelungen angesichts der industriellen Entwicklung und des rasanten Städtewachstums nicht mehr ausreichten.
Bauplan von 1905: Grundrisse & Schnitte
Bauplan von 1905: Ansichten & Dachgebälk
In dieser Zeit der ersten Baugesetze konnten solche Pläne durchaus alles sein, was an Unterlagen für ein Bauvorhaben notwendig war. Ganz anders sieht es heute aus.
Im Architekturbüro von heute: Ordner über Ordner zu einem einzelnen Bauprojekt. Auch wenn die Dokumente nicht weniger werden, wird in der Zukunft weitaus mehr digitalisiert, sowohl in der Verwaltung als auch in der Dokumentation.
Der Hausbau nach Krieg und Zerstörung bis heute
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg kam also der Ruf nach einem zweistufigen Planungssystem auf, welches erstmals im Jahr 1920 im Ruhrgebiet verankert wurde. In der Weimarer Republik war ebenfalls ein Reichsstädtebaugesetz geplant, jedoch wurde dessen Umsetzung vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Nach 1945 waren die Bürger vielerorts mit einer großen – teilweise sogar vollständigen – Zerstörung bisheriger Gebäude konfrontiert. Angesichts des notwendigen Wiederaufbaus stellte sich somit erneut die Frage: Wie soll dieser rechtlich organisiert werden?
Die wenigen Richtlinien aus der Vergangenheit waren für diese Herausforderung im Bereich des Städtebaus längst nicht ausreichend. Also kamen die Trümmergesetze, später die Aufbaugesetze und anschließend das bundeseinheitliche Baurecht. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Gesetzen, Regelungen sowie Normen, die kaum noch ein Bauherr überblicken kann. Auf eigene Faust zu bauen, ist daher selten möglich, ohne dabei in Konflikte mit den Behörden zu geraten. Aus diesem Grund benötigt jeder Bauherr, der nicht selbst vom Fach ist, heutzutage professionelle Hilfe durch Architekten, Bauleiter, Handwerker und viele weitere Fachkräfte.
Von den Kelten bis heute – Vom Holzhaus übers Steinhaus zum Holzhaus
Bauen ist auch Herrschaftsgeschichte; denn wer Land besaß, konnte dort auch nach seinen Vorstellungen bauen. In einer knappen Übersicht wird in einem Parcours durch die Jahrhunderte die Geschichte des Bauens im Eifelkreis sichtbar.
Etwa 400 vor bis 400 nach Christus: Kelten
- Keltensiedlungen mit Holzkonstruktionen in der Südeifel, in Luxemburg und im Hunsrück, z. B. auch die Treverer
Bis ins 5. Jahrhundert: Römer
- Römische Siedlungen
- Gründung von Städten auf Grundlage römischer Kastelle (Bitburg und Neumagen)
- Häuser am Straßennetz, Poststationen
Der Grundriss der römischen Villa bei Fliessem zeigt ein anspruchsvolles Raumprogramm. (Abb. Merten 1999)
Bis ins 10. Jahrhundert: Franken und Karolinger
- Franken und Karolinger gründen Siedlungen auf guten Böden.
- Es entsteht eine Welle an Klostergründungen, die baulich prägend sind.
- Kirche und Klöster haben bestimmt, was gebaut wurde und wer bauen durfte.
Ab dem 13. Jahrhundert: Erstarkung der Kirche
- Die Kirche übernimmt in unserer Region die Macht.
- Kurfürst von Trier
- Fürstabt in Prüm
- Luxemburger Kurfürsten
30-jähriger Krieg (1618-1648) und Kleine Eiszeit
- Zeit der Verwüstungen und des Bevölkerungsrückgangs bzw. Bevölkerungsstagnation
- Anschließender Wiederaufbau
- Nach den Verwüstungen des 30jährigen Krieges musste das Bauen wieder gelernt werden, was die damals erschienenen Hausmannbücher zeigen
Nach 1713: Habsburger
- 1713 übernehmen die österreichischen Habsburger große Teile der Eifel.
- Damit einhergehend Verbot des Holzeinschlages, was den Fachwerkbau erschwerte und den Steinbau förderte.
- Brandschutzbestimmungen verbieten das Strohdach und führen dazu, dass Schiefer und Ziegel genutzt werden. Damit konnten Wohnhaus und Scheune unter ein Dach gebaut werden, ein wichtiger Schritt in der Entstehung des Quereinhauses.
Ab 1798: Besetzung durch Frankreich
- 1804 ändert sich in der Eifel mit Einführung des Code Napoleon das Erbrecht.
- Es wurde leichter, Grund und Boden zu vererben. Nicht nur der Anerbe=Erstgeborene konnte bauen.
- Durch die Säkularisation wurde die Vormachtstellung der katholischen Kirche gebrochen. Viele Klöster wurden verkauft oder versteigert, wie z.B. St Thomas oder das Kloster Niederehe.
- Es wurde eine Fenstersteuer eingeführt, womit die Fenster kleiner wurden.
Ab 1816: die Preußen
- Nach dem Wiener Kongress gerät die Eifel in den Herrschaftsbereich der Preußen.
- Sie führen eine Strukturreform durch und organisieren die Region neu.
- Der von Napoleon angefangene Säkularisierungsprozess wird fortgesetzt.
- Förderung einer effizienten Forst- und Landwirtschaft
- Zusammen mit dem neuen 1804 eingeführten Erbrecht ist eine rege Bautätigkeit ab ca. 1830 festzustellen
Ab dem späten 19. Jahrhundert: Industrialisierung
- Die Industrialisierung führt auch zu einer Modernisierung im Bauen.
- 1871: Die Eifelbahnlinie und die vielen Bahnhöfe bringen die steinsichtigen Gebäude in die Region
- Neue Materialen wurden verfügbar: Stahl, neue Farbzusammensetzungen, später der Beton, der Tuffstein.
Nach 1945: die Moderne
- Modernere Lebensweisen und die individuelle Mobilität verändern das Bauen.
- Das freistehende Einfamilienhaus mit Garage wird der Standard und ersetzt die enge Bebauung in den Dörfern.
- Moderne Ölheizungen ermöglichen eine gleichmäßige Beheizung aller Räume und auch große Fenster.
- Moderne Bauweisen führen zu trockenen Wohnungen.
- Regionale Baustile werden durch standardisierte Bauweisen ersetzt.
21. Jahrhundert: Bauen heute
Heute und in der jüngeren Vergangenheit ist eine Entwicklung festzustellen, die den Klimawandel berücksichtigt und auf Nachhaltigkeit achtet:
- Der Holzbau kommt wieder.
- Dickere Dämmungen
- Aufwändigere Haustechnik
- Das Mobilitätsverhalten wird hinterfragt.
- Sparsames und suffizientes Bauen wird bedacht, auch weil es sonst zu teuer wird.