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Baumaterialien

Das Gute liegt ganz nah

Baumaterialien aus handwerklicher oder historisch industrieller Fertigung

Gebaut wurde von Alters her schon immer mit den Materialien, die vor Ort verfügbar waren. Zum einen gab es kaum nutzbare Transportwege, auf der anderen Seite konnten so auch ganz praktisch Kosten eingespart werden. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm kommen traditionell folgende Werkstoffe und Materialien beim Bau zum Einsatz: 

  • Holz
  • Naturstein
  • Lehm
  • Schiefer
  • Kalk
  • Ziegel
  • Gefertigte Mauersteine: Mauerziegel, Bimsstein, Kalksandstein

Historisches Ziegelgebäude, gekalkt und mit Holzschuppen.
Natursteine als Pflasterbelag
Natursteine als Pflasterbelag
Natursteine als Pflasterbelag
Natursteine als Pflasterbelag

Gemeinsam aktiv

Historisch gesehen war Bauen oft Gemeinschaftsaufgabe. Daran erinnern bis heute Straßennamen wie „Kalkofen“ oder auch „Steinbruch“. Wie diese gemeinschaftliche Arbeit in einer Dorfgemeinschaft von statten ging, davon zeugen die Filmbeiträge zum Kalkbrennen, zum Herstellen von Lehmstrich oder zur Feldbrandziegelherstellung. Zu sehen sind sie wie viele andere Handwerkstechniken im Youtube-Kanal des Landschaftsverbands Rheinland (LVR): www.youtube.com/@AlltagskulturenimRheinland/videos

Das jeweils verwendete Material bestimmt auch das konsistente Erscheinungsbild des Ortes. Denn die natürlichen Materialien waren aufeinander abgestimmt und führten meist zu dauerhaften Konstruktionen. So erhält ein Natursteinmauerwerk durch den abschließenden Oberputz aus Kalkmörtel einen dauerhaften Oberflächenschutz, der gut auf die Eigenschaften des Natursteins eingestellt ist und beispielsweise einen Feuchtetransport ermöglicht. Dies zeigt sich beispielsweise ebenso im Fachwerk: Ein Haarriss zwischen Gefach und Holz bei Strohlehmgefachen schloss sich zum Beispiel bei Regen oder Feuchtigkeitseinwirkung durch den an der Kante gering quellenden Lehm sofort. 

Zeitgemäße Materialien

Heute werden traditionelle Baustoffe noch teilweise, oft aber auch im Mix mit modernen Materialien genutzt: 

  • Holz als Baustoff der Zukunft 
  • Der Naturstein wurde abgelöst von industriell gefertigten Steinen. 
  • Natursteine werden meist nur noch bei Vorsatzfassaden genutzt. 
  • Lehm erlebt eine Renaissance. 
  • Kalk findet immer noch Anwendung bei Mörtel und Putze, spielt aber im Vergleich zu Zement eine untergeordnete Rolle. 
  • Mit dem Ausbau der Photovoltaik wird der Ziegel und der Schiefer als Dachmaterial zukünftig vermutlich eine andere Rolle spielen
Fassade aus Lehmputz

Was bei der Modernisierung historischer Gebäude beachtet werden muss

Wer ein altes Haus reparieren oder modernisieren möchte, muss besonders bei der Wahl der Materialien darauf achten, dass es mit den vorhandenen kompatibel ist.  Das Gleiche gilt für Arbeiten an der Konstruktion. Nur so lässt sich dafür sorgen, dass ein altes Haus auch in der Zukunft nicht nur im übertragenen Sinne dauerhaft gut dasteht. Zu verhindern sind diese Punkte: 

  • Technische Fehler und bauphysikalische Mängel verhindern 
  • Bsp. Fachwerk (Fachwerksünden) 
  • Bsp. Zementputz auf Naturstein 
  • Bsp. Dampfsperrende Anstriche 

Beispiel Holz: Schon bei der Wahl des Materials können schnell Fehler gemacht werden. Im Außenbereich sollte langsam wachsendes Holz oder Holz mit einem hohen Harzanteil eingesetzt werden, wie beispielsweise Lärche, Douglasie und Eiche. Im Eifelkreis kam häufig Eiche zum Einsatz.  

Grundsätzlich verwendet man heute zum Bauen getrocknetes Holz mit einem Holzfeuchteanteil von unter 15%. In historischen Baubüchern aus dem 18. Jahrhundert wurde empfohlen, Holz im Winter zu schlagen, anschließend trocken zu lagern und nach einem Jahr zu verbauen. 

Gerade bei Holz spielt der sogenannte konstruktive Holzschutz eine enorm wichtige Rolle. Dort, wo das Holz verbaut wird, muss darauf geachtet werden, dass sich keine Staunässe bildet und dass das Holz jederzeit wieder schnell abtrocknen kann. So kann auch unbehandeltes Holz lange Zeit im Außenbereich bestehen. 


Beispiel Putz: Historische Häuser der Eifel wurden aus dem vor Ort zu findenden Gestein gemauert und anschließend mit einem schützenden Putz überzogen. Der Putz war auf die Eigenschaften des Mauerwerks eingestellt, war nicht zu hart und ermöglichte beispielsweise auch den Feuchtetransport aus dem Stein. Verwendet man bei der Sanierung einer historischen Mauer den falschen Putz, der nicht über die gleichen Eigenschaften, wie historische Putze verfügt, riskiert man eine Schädigung des Mauerwerks. 

Wer sich in die historischen Materialien und Bauweisen vertiefen möchte, dem sei die spezielle Literatur empfohlen, die zu diesem Thema ab dem späten 18. Jahrhundert erschienen ist. Die Werke der Autoren Schmidt, Büsch und Böhmer finden Sie im Literaturverzeichnis zu diesem Praxishandbuch.