Dachformen
Das Satteldach: wirtschaftlich und regional
Stilprägend für Siedlungen und Dörfer im Eifelkreis
Welche Form soll ein neues Dach erhalten? Diese Frage wird gerade beim Neubau oft erstmal ästhetisch betrachtet. Historisch folgt die Dachform der immer noch gültigen Devise “Form follows function”. Dächer, deren erste Funktion der Schutz eines Hauses und der darin lebenden Menschen ist, verraten durch ihre Form oftmals auch ihren Ort und ihre Lage.
Je nach Klima und Lage sind Dächer unterschiedlich geformt. Wir sehen vor allem knappe Dachüberstände da, wo es viel Wind und weniger Holz gibt. Ausladende Dachüberstände mit relativ flachen Dächern finden sich in schnee- und waldreichen Regionen. Für den Eifelkreis Bitburg-Prüm ist ein Satteldach mit geringem oder auch ohne Dachüberstand und mit 35 bis 50 Grad Dachneigung eine sehr gute Lösung.
Während das Dach in der schneereichen Alpenregion (links) flach gehalten ist und oftmals breite Dachüberstände aufzeigt ….
…. ist das typische Dach in der Eifel spitzer und mit einem kleinen Überstand ausgestattet, um dem häufigen Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
Vorteile:
- Es schützt einfach und erfolgreich vor Wind und Regen.
- Es ist meist aus Holz gebaut, ist klimafreundlich.
- Es eignet sich zur Aufstellung regenerativer Energieerzeuger.
- Es passt optisch gut in sein regionales Umfeld.
- Es verbindet also vorbildlich regionale Identität mit fortschrittlichem Bauen.
Ein solches geneigtes Dach passt ausgebaut auch besonders gut auf ein zweigeschossiges Wohnhaus. Mit der dadurch entstehenden erweiterten Raumkapazität ist es sehr wirtschaftlich. Untersuchungen der Universität Wien zeigen, dass diese Bauweise im Sinne von Ökonomie und Ökologie dem Flachdachbau überlegen ist.
Das Flachdach im regionalen Kontext
Das steile Satteldach ist nicht für jede Nutzung gleichermaßen geeignet, auch wenn es traditionell in der Eifel verortet ist. Denn es setzt Grundrissabmessungen voraus, die viele der heutigen dörflichen Großbaumaßnahmen, wie beispielsweise Sporthallen, Gewerbehallen, Kulturgebäude, Verwaltungen, Schulen, Kindergärten oder Einkaufszentren nicht einhalten können oder wollen. Die Grundfläche ist schlicht zu groß. Beim Neubau dieser Gebäude kommt das Flachdach in Frage, dessen Entwicklungsgeschichte in Mitteleuropa schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts begann. So empfahl der Berliner Techniker Carl Rabitz schon 1876 in seiner Schrift „Naturdächer von vulkanischem Cement“ den Bau von flachen und bepflanzten Dächern.
Dieses Gebäude fügt sich mit seinem Flachdach gut ein. Denn die Schiefer-Naturstein-Fassade orientiert sich an den Materialien des direkten Umfeldes und der Region. Was hier mit dem Schiefer gelingt, gelingt auch mit den für die Eifel typischen Kalkstein, der Grauwacke, dem Rotsandstein und dem Grau-Gelben-Sandstein.
Flachdächer wurden vor allem durch die Verfügbarkeit des Baustoffes Beton im 20. Jahrhundert gebaut und galten über Jahrzehnte als Ausdruck für das moderne Bauen. Beton ist heute jedoch aufgrund seiner schlechten Klimabilanz etwas in Verruf geraten. Dennoch bietet das Flachdach einige Vorzüge.
- Es ist begehbar und somit als Gründach oder Terrasse nutzbar.
- Notwendige Technikaufbauten einer Lüftung können hier mit einem geeigneten Sichtschutz gut aufgestellt werden.
- Das Flachdach kann als Photovoltaikfläche genutzt werden.
- Die Regenrückhaltung ist möglich.
- Das begrünte Dach wird zum Klimapuffer.
Auch der linksseitige Flachdachanbau passt. Er nimmt Farbe und Fensterformen des Haupthauses auf und versucht nicht, sich in Konkurrenz zu diesem zu stellen.
Die Flachdächer nehmen die Farbigkeit der Umgebung auf: Der naturfarbene Kies korrespondiert mit der Ackerfläche, das begrünte Dach mit der umgebenden Wiese
Selbst Gewerbeeinheiten können landschaftlich passend gestaltet werden. Als vorbildliches Beispiel hier ein Supermarkt, der sich in die Topografie der Landschaft einfügt. (Urheber: LBGO Architekten, Foto: Jonathan Sage)
Skizze des Supermarktes in Weyarn. Die Glasfassade öffnet sich zur Straße und zum Kundenparkplatz. Der künstliche Hang lässt das Gebäude vom Wohngebiet aus als Teil der Landschaft erscheinen. Im Sommer wird hier gespielt, im Winter gerodelt. (Urheber: LBGO Architekten)
Was das Flachdach aber nicht ist, es ist nicht regionaltypisch. Seine Geometrie wirkt gerade im dörflichen Umfeld erst einmal fremd. Mit passenden Details kann aber auch Gebäuden mit Flachdächern eine regionaltypische Note gegeben werden. Vor allem Materialien und Farben, die auf die direkte Umgebung abgestimmt sind, spielen hier eine wichtige gestalterische Rolle.
Mit diesen Tipps können sich auch Flachdächer gut in eine harmonische gewachsene Dachlandschaft einfügen, wenn man folgende Regeln beachtet:
- Steine in der Farbe der Region auf das Dach aufbringen und weiße Kieselsteine vermeiden.
- Flachdachfolien verwenden, die sich am Farbkanon der Region orientieren und keine weißen oder hellgrauen Folien nutzen.
- Technikeinhausungen in Holz oder mit passend beschichteten Metallen herstellen.
- Weder glänzenden Edelstahl noch glänzende Bleche verbauen.
Bei Flachdachgebäuden, die nicht als Fremdkörper auffallen sollen, wird die Gestaltung der Wandfassaden wichtiger. Gerade hier kann eine geschickte Planung zu guten Ergebnissen führen. Ein gutes Fingerspitzengefühl der Bauherren und deren Planer kann dafür sorgen, dass die eigentlich fremde Geometrie des Flachdaches das Ortsbild nicht nachhaltig stört.
Die vielfältige Dachlandschaft des Schlosses Malberg: Walmdach, Mansardwalmdach und Mansardgiebeldach bilden ein harmonisches Ganzes.
Türme und ihre Dächer
Neben den oben aufgeführten gängigen Dachformen gibt es auch noch zahlreiche Sonderfälle. Allein im Bereich des Turmbaus wird zwischen mindestens 17 verschiedenen Typen unterschieden.