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Verputzte Außenwand

Die verputzte Außenwand

Der Putz bestimmt das Erscheinungsbild traditioneller Häuser

Verputzte Häuser haben im Eifelkreis eine sehr lange Tradition. Dabei schützen die Putze die Mauern vor allem vor Schmutz, Wasser und Frost. Mit seiner lebhaften Struktur wird der historische Fassadenputz auch zu einem sehr typischen Bestandteil unserer regionalen Häuser.

Der größte Bestand traditioneller Wohnbauten geht auf das 18. und 19. Jahrhundert zurück. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um reine Steinarchitektur.
 Die Mauern dieser Gebäude sind üblicherweise aus Bruchsteinen oder Feldsteinen zusammengesetzt und durch einen mageren Mörtel aus Sand und Lehm oder Kalksand verstärkt. Dieser Mörtel ist jedoch recht wetterempfindlich. Damit das Mauerwerk durch die Einwirkung von Wind und Wetter nicht instabil wird, muss es durch einen Verputz geschützt werden.

Die Putze unserer Region wurden ebenfalls aus Sand und Kalk hergestellt. Dabei verwendete man Materialien, die man direkt vor Ort gewinnen und weiterverarbeiten konnte. So entwickeln diese Putze einen sehr lokalen Charakter mit feinsten Farbvariationen. Mitunter unterscheiden sich Fassadenputze benachbarter Orte schon erheblich, je nachdem, wie die geologischen Rahmenbedingungen ausfallen.


Der Putz als Schutz

Der Putz schützt das darunter liegende Mauerwerk vor vielfältigen äußeren Angriffen, vor Verschmutzung, und eindringender Nässe. Trotz der einfachen Zusammensetzung halten alte Putze bis zu 100 Jahre und länger. Um seiner Schutzfunktion gerecht zu werden, muss ein guter Putz eine gewisse Durchlässigkeit besitzen, um dem Austritt von Verdampfungswasser zu ermöglichen. Der Putz soll zudem die Bewegungen des durch kapillar aufsteigende Feuchtigkeit entwässerten Bodens regulieren ohne diese zu blockieren. Und er schließt die Feuchtigkeit nicht ein, was eine Verwitterung der Mauer mit sich bringen würde. Außerdem soll der Putz durch seine Geschmeidigkeit den nicht wahrnehmbaren Bewegungen des Bauwerkes folgen, ohne zu reißen. Putze aus Sand und Kalk sind mit ihren Untergründen sehr gut verträglich, was ihre Haftung vollkommen macht.

So wichtig die Beschaffenheit des Putzes für die Bauphysik ist, so wesentlich ist seine Struktur und die Art der Verarbeitung für das äußere Erscheinungsbild der Gebäude. Denn dem Putz können vielfältige Erscheinungsformen verliehen werden, die aus der unterschiedlichen Zusammensetzung des Mörtels und der unterschiedlichen handwerklichen Bearbeitung des Materials resultieren. 
Die historischen Verarbeitungsweisen waren ziemlich beschränkt, wiesen jedoch örtliche, durch den sozialen Status des Gebäudes und durch regionale Kulturen beeinflusste Varianten auf.

Historische Verarbeitungsweisen von Putzen

Das Antlitz der Außenwand war lange abhängig von den Materialien der unmittelbaren Region. Dessen Verschiedenheit in Oberfläche und Farbgebung war bis in die 1950er Jahre in unserer Region überschaubar (vgl. Historie). Das immer größer werdende Angebot der Baumärkte führte dazu, dass immer mehr neue und nicht mit der Region verbundene Materialen zur Verfügung standen. Diese ersetzten mehr und mehr die alten Techniken. 

Das kann man bedauern, aber ob ein Zurück in die „gute alte Zeit“ der richtige Weg ist, kann man leidlich diskutieren. Ein Blick zurück lohnt sich aber. Denn nicht jede sogenannte Innovation war auch ein guter Fortschritt. Man erinnere sich nur an die giftigen Asbesteternit-Fassaden in den 1960ern bis 1980ern. Oder man werfe einen Blick auf die preiswerten, jedoch brandgefährlichen Wärmedämmverbundsysteme.

Als für unsere Region passende Putz-Oberflächen kann man folgende vorschlagen:


Kellenwurfputz:

Der Mörtel wird in einer energischen Handbewegung mit der Kelle auf die Mauer angeworfen, der überschüssige Auftrag wird abgezogen. Das Abziehen der Kelle hinterlässt eine gleichmäßige Spur auf dem Putz, dessen Oberfläche man dennoch möglichst fein gestalten wollte. Die Methode ermöglichte die Verwendung unterschiedlicher und größerer Zuschlagsstoffe. Mehrere Lagen von Kalkanstrichen machen die ursprünglichen Texturen dieses Putzes weicher und ergeben eine besonders reiche und lebendige Mauerbekleidung.

Glättputz, Kellenstrichputz:

Auf einen zuvor angebrachten Unterputz wird die Endschicht einfach mit der Kelle angeworfen. Anschließend wird die Oberfläche mit dem Rücken der Kelle geglättet. Diese Technik lässt die sogenannte fette Kalkmilch des Mörtels hervortreten und ein glattes Erscheinungsbild entstehen, mit einer Oberfläche, die im Streiflicht schimmert und fließt. Bei dieser Arbeitsweise werden feine Zuschlagstoffe bzw. feine Sande verwendet.

Reibeputz, gescheibter Putz:

Der Putz wird mit der Kelle auf die Mauer angeworfen. Sobald ein größerer Mauerabschnitt verputzt ist, nimmt der Maurer ein Reibebrett, eine Holztafel mit Griff von ca. 30×40 cm und wischt oder reibt den Putz mit diesem Werkzeug, bis eine glatte Oberfläche entsteht. Für dieses Verfahren sollte der Kiessand über eine feine Körnung verfügen. Oft wurde der Reibeputz an der Straßenseite angebracht und an der Hofseite bzw. am Giebel lediglich ein Kellenputzwurf.

Industriell gefertigte Putze:

Mörtel und Putze aus Kalk und Sand bleiben der Standard bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Ab dann kommen vermehrt industriell hergestellte Produkte auf den Markt, hergestellt aus künstlichem hydraulischem Zement oder Kalk, mitunter bereits eingefärbt und verarbeitungsfertig in Säcke verpackt. Diese Materialien erweisen sich nicht nur als sehr haltbar, sondern sie verfügen zusätzlich auch über kürzere Trocknungszeiten und sind leicht zu verarbeiten. In Zeiten von industrieller Entwicklung und Wiederaufbau entsprachen solche Produkte genau den Anforderungen. Der Erfolg der industriell hergestellten Mörtel und Putze verdrängte den klassischen Kalk-Sand-Mörtel und damit verbunden die handwerkliche Verarbeitung des Materials. Denn durch die Verwendung von Zement konnte der Mörtel in der Betonmischmaschine verarbeitet werden.

Auch wenn industriell gefertigte Putze viele Vorteile in sich vereinen, erreichen sie nicht die Struktur und das lebendige Erscheinungsbild klassischer Kalkputze. Zementputze nehmen die Farbe des Zements an, da dieses Bindemittel die Sandkörner einhüllt und verdeckt. Die Putze sind grau, wirken flach, kalt und eintönig.