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Neue Nutzung für Bauernhaus mit Landwirtschaft

(2009) – 54634 Holsthum

Bei diesem typischen Eifeler Streckhof, mit kleinerem bäuerlichem Wohnhaus und angebauten Wirtschaftsteil, waren die Raumgliederung und die Proportionen noch weitgehend erhalten geblieben. 2007 erwarben die heutigen Eigentümer dieses Kleinod nach etwa vier Jahren Leerstand. Zwei Jahre später war die Sanierung abgeschlossen, und in der neu geschaffenen Ferienwohnung konnten die ersten Gäste begrüßt werden.

Es entstand eine großzügige Ferienwohnung für bis zu sechs Personen mit rund 110 Quadratmetern Wohnfläche. Zwei Bäder, ein separates WC und eine moderne Küche bieten einen zeitgemäßen Komfort. Auch ökologische Gesichtspunkte wurden mit der Verwendung von Lehmputz, Lehmfarben und geölten Holzdielen berücksichtigt.

Im ehemaligen Wirtschaftstrakt entstand eine Mietwohnung mit zum Teil offenem Grundriss. Eine moderne Treppe aus Stahl und Holz führt vom Obergeschoss, früher Heulager, ins ausgebaute Dachgeschoss.

Die einfache, aber harmonische Fassadengliederung des Altbaus sollte bei der Sanierung so weit wie möglich erhalten bleiben. Notwendige Erneuerungen wie das Dach, die Fenster und Türen wurden so gewählt, dass sie bei der Materialwahl und der Gliederung die alten Bauformen aufnehmen. Das Dach wurde in Schiefer gedeckt und eine zweiteilige Außentür nimmt die Form der alten Stalltür wieder auf. Im Innern des Wohnhauses konnten im ältesten Teil die alten Eichendeckenbalken erhalten bleiben, sowie eine historische Innentür samt Gewände und der alte Schornstein.

Im ehemaligen Kuhstall ist die Waschküche und im ehemaligen Schweinestall der Heizungsraum untergebracht. Die eigentliche Scheune ist noch ursprünglich erhalten geblieben und dient als Abstellraum.

Von der guten Annahme der Ferienwohnung bei Jung und Alt war die Bauherrin selbst ein bisschen überrascht. Sicher hat die behutsame, qualitätvolle sowie ortstypische Sanierung zum Erfolg beigetragen. Ohne auf zeitgemäßen Wohnstandard verzichten zu müssen, ist die Atmosphäre des Altbaus nach wie vor spürbar. Das Beispiel zeigt auch, dass alte Bausubstanz durchaus wirtschaftlich genutzt werden kann. Die Kombination aus Tourismus und Miet wohnung kann eine zukunftssichere Nutzungsmischung sein.

Architektin/Bauherrin: Mechthild Kohl-Heck, Holsthum

Beim Baukulturpreis Eifel 2013 erhielt das Projekt in der Kategorie „Bauen im Bestand“ den 2. Preis zuerkannt.

Beurteilung der Jury:
Der vorbildliche denkmalpflegerische Umgang mit der vorhandenen Baustruktur hat das Preisgericht bei der behutsamen Modernisierung des Bauernhauses in Holsthum überzeugt. Die alte Fassadenaufteilung wurde erhalten und farblich herausgearbeitet. Die ehemalige landwirtschaftliche Nutzung des Gebäudes wurde in Form einer zweiteiligen Außentür aufgegriffen und ist somit als Zitat des Alten auch nach der Modernisierung noch erfahrbar.
Positiv wurde die einfache und effektive Materialpalette bewertet, die natürliche und warme Innenräume und damit ein angenehmes Wohnklima schafft. Obwohl das Gebäude nicht im direkten Ortskern gelegen ist, trägt es durch sein erneuertes Erscheinungsbild und durch seine Umnutzung in vorbildlicher Weise zur Vitalisierung des Ortes bei. Besonders die Umnutzung eines Landwirtschaftsgebäudes zu Ferienwohnungen wurde vor dem Hintergrund des Umgangs mit dem demografischen Wandel und der dadurch frei werdenden innerörtlichen Bausubstanz als beispielhaft bewertet.