Haus Theis – Baukultur in Wolfsfeld
(2013) – 54636 Wolsfeld
Sparkassen Denkmalpreis Rheinland-Pfalz 2015
Mit der Sanierung des „Haus Theis“ in Wolsfeld, Hubertusstr. 7, wurde ein weiteres Projekt im Eifelkreis Bitburg-Prüm kürzlich ausgezeichnet und die Bauherren erhielten den Sparkassen Denkmalpreis Rheinland-Pfalz 2015.
Bei dem Bauernhaus aus dem ausgehenden 17. Jhd. handelt es sich wahrscheinlich um den zu Schloss Wolsfeld zugehörigen ‚Schlosshof‘. Das bis zum 19.Jhd. direkt am Herrengut gelegene Haus war über Jahrhunderte von der Familie Theis bewohnt. 2008 drohte der Abbruch des historischen Breitgiebelhauses. Durch Kauf und Sanierung konnte es gerettet werden. Im Winter 2008, noch vor der Schlüsselüberreichung brachen Wände und Dach der nach hinten angelehnten Scheune ein. Das Hausdach folgte ein paar Tage später und landete mit Böden von zwei Stockwerken im Erdgeschoss.
Der Rest des alten Hauptdaches wurde abgedeckt, die Mauern wurden schnell konsolidiert und das Haus bekam ein neues Dachgespärre entsprechend der bauzeitlichen Form und eine Schiefereindeckung. Das Scheunendach wurde nicht wieder rekonstruiert. So konnte ein privater Patio realisiert werden und ein Teil der alten Scheune wird heute als Garage genutzt.
Mit hohem persönlichem Einsatz konnten Haus und Dorfbild für die Zukunft erhalten bleiben. Nach persönlicher Bauforschung, einer Bauaufnahme unter Leitung der Landesdenkmalpflege und mit Beratung durch die Dorferneuerung wurden sämtliche jüngeren Umbauten im Inneren entfernt, durch neue Fensteröffnungen Lichtquellen geschaffen, die gesamte Haustechnik ersetzt, Dach- und innere Wandisolierungen hergestellt, eingestürzte Decken, Wände und Böden neu errichtet. Eine im Gewölbekeller eingerichtete Pelletheizung beheizt heute das Anwesen.
Handwerker aus der Region übernahmen während fünf Jahren die schwierige Restaurierung. Ausschließlich ökologisch bedenkenlose und qualitätsvolle Materialien wurden verwendet. Alle authentischen Details wurden erhalten. Fehlende Türen, der Innenputz und alle anderen Details wurden akribisch nach alten Modellen nachgearbeitet. Entdeckt wurde die ehemalige Hausküche, im Besonderen ihre Analogie mit der Schlossküche, mit Feuerstelle und original Takenplatte, ein sechs Meter hoher Rauchfang und die wiederentdeckte Achse einer großen hölzernen Kaminhoal und (wahrscheinlich) der Überrest eines seltenen ‚Potager‘. Der Räucherkamin, der sog. Hoarschten, behielt trotz Sanierung seine ursprüngliche Funktionalität.
Bei der Gestaltung der Außenbereiche wurde mit regionalem Kalkstein gearbeitet und die Bepflanzung erfolgte mit klassischen Buchenhecken. Durch den neu geschaffenen Patio ist neben den anspruchsvollen Räumen im Gebäude auch ein privater Freibereich mit hoher Qualität entstanden.
- Bauherren
Nicole und Carlo Sente-Ligbado, Wolsfeld
- Fotos
© Familie Sente-Ligbado, Wolsfeld
Beim Baukulturpreis Eifel 2015 wurde das Projekt in der Kategorie „Erhalt traditioneller Baukultur / Denkmalpflege“ mit einer Auszeichnung prämiert.
Hier die Bewertung der Jury:
„Bei dem Breitgiebelhaus handelt es sich um ein wertvolles Kulturdenkmal aus der 2. Hälfte des 17. Jh., welches in beispielgebender Weise von den Eigentümern restauriert wurde.
Nach intensiver Bauforschung wurden in dem nahezu abbruchreifen sogenannte „Theishaus“ das Dach und die eingestürzten Decken, Wände und Böden erneuert, ferner alle unsachgemäßen Umbauten im Inneren entfernt und eine neue Haustechnik installiert.
In vorbildlicher Weise wurden dabei denkmalpflegerische Aspekte berücksichtigt. Türen sowie weitere Baudetails wurden nach Vorgaben der noch erhaltenen historischen Details nachgearbeitet oder ersetzt. Freigelegt wurde die ehemalige Küche mit der historischen Takenwand und alter Takenplatte. Auch nach der Instandsetzung behielt der Rauchfang mit dem „Hoarschten“ seine ehemalige Funktion.
Die Hausvorfläche mit neuer Natursteinmauer und heimischer Buchenhecke, trägt heute maßgeblich zur Verbesserung des Ortsbildes bei.
Der sehr sensible und fachkompetente Umgang mit historischer Bausubstanz und der Beitrag zum Erhalt regionaler Baukultur hat die Jury überzeugt.“