Suffizienz
Weniger Raum, mehr Variabilität
Suffizienz ist eine der drei Säulen beim nachhaltigen Bauen
Die Suffizienz verfolgt das Ziel, durch geringeren Konsum weniger Ressourcen zu verbrauchen. Abgeleitet ist das Wort vom lateinischen Verb „sufficere“, das „ausreichen“ bedeutet. Somit steht Suffizienz also für die Frage nach dem rechten Maß.
Was benötigt man wirklich? Welche Bedürfnisse hat man tatsächlich? Diese Fragen sind so individuell zu beantworten, wie es Menschen und deren Häuser sind. Mit dem Blick aufs Bauen zeigen wir einige maßgebliche Bereiche auf, in denen Suffizienz-Kriterien zielbringend bedacht werden können. Nachhaltigkeit ganz praktisch.
Wohnfläche
Die Wohnfläche pro Person wächst und wächst. Lag sie im Jahr 1965 noch bei ca. 20 m2 pro Kopf, sind wir heute im städtischen Bereich bei ca. 45 m2 angelangt. Auf dem Land sind wir heute schon bei über 50 Quadratmetern pro Person. Prognostiziert ist sogar eine Fläche von über 60 m2 pro Person. Diese Flächen kosten viel Geld, denn sie müssen geheizt und gepflegt werden. Darüber hinaus verursachen sie beim Erbauen Emissionen, die sogenannte Graue Energie. Jeder sollte sich beim Bau kritisch hinterfragen, ob die geplante Wohnfläche wirklich notwendig ist oder ob man auch mit weniger Raum auskommen könnte.
Raumtemperatur
Jedes Grad Raumtemperatur verbraucht 6 % mehr an Energie. Im Sinne des Klimaschutzes und natürlich auch mit Blick in den eigenen Geldbeutel ist es sinnvoll, sich Gedanken zu machen, was einem wirklich ausreicht. Mit passender Kleidung reichen meist auch 1-2 Grad weniger, ein Schlafzimmer muss beispielsweise nicht so stark geheizt werden wie ein Wohn- oder Kinderzimmer.
Nutzungsneutralität durch variablen Grundriss
Nutzungsneutralität ist ein weiteres Schlagwort der Suffizienz. Heute bauen wir gerne Häuser, die genau auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind. Genau deswegen lassen sie sich später nur aufwändig verändern. Wenn beispielsweise die Kinder aus dem Haus sind, ein Arbeitszimmer gebraucht wird oder eine Pflegekraft einziehen muss. Sehr viel sinnvoller sind Grundrisse, die später einmal eine andere Nutzung zulassen.
Mobilitätsverhalten: Ideal ist ein Mobilitätsmix
Auch das Mobilitätsverhalten birgt große Möglichkeiten, die eigene Suffizienz zu optimieren. Eine wesentliche uns wichtige Frage ist hierbei: „Wieviel Auto braucht der Hausstand?”. Die Antwort darauf ist natürlich sehr individuell. In Ballungszentren mit gut ausgebautem öffentlichem Nahverkehr ist der Verzicht auf ein eigenes Auto sicher gut möglich. Carsharing-Angebote lohnen sich für Alle, die nur ab und zu ein Auto benötigen. Auf dem Land jedoch wird man das Auto auf noch unabsehbare Zeit brauchen.
Dennoch gibt es auch viele Wege, die auch in ländlicher Umgebung mit dem (Elektro-) Fahrrad oder zu Fuß gemacht werden könnten. Zum Beispiel der Weg zur Schule oder zum Kindergarten, das Einkaufen mit Fahrradanhänger oder auch der Besuch von Nachbarn, Verwandten oder Freunden. Das alles spart Energie und im besten Fall das Zweit- oder sogar Drittauto. Darüber hinaus ist es gesund und als schönen Nebeneffekt trifft man Leute auf der Straße. So wie früher, als die Straße noch ein Begegnungsort war.