Effizienz
Effizienz und Rebound-Effekt
Warum steigen Energiekosten, obwohl beim Bau besonders Wert auf Energieeffizienz gelegt wurde? Dies erklärt der Rebound-Effekt
Die Effizienz beim Bauen und Sanieren verfolgt den Ansatz, die benötigten Ressourcen rentabler und auch umsichtig zu nutzen. Flächen und Materialien sollen ohne unnötige Verluste genutzt werden. Effizient bauen bedeutet, mit wenigen eingesetzten Mitteln, möglichst gute Ergebnisse – den höchsten Benefit – zu erreichen.
Der Rebound-Effekt bezeichnet das unerwünschte Phänomen, dass trotz steigender Effizienz beim Bauen oder Sanieren dennoch weniger Energie eingespart wird als erwartet. Die eingesparten finanziellen Mittel werden anderweitig eingesetzt, was wiederum den Energieverbrauch steigen lässt.
Effiziente Gebäude sparen Ressourcen
Effiziente Gebäude benötigen weniger Fläche, weniger Material und haben eine einfachere Haustechnik. Dadurch verbrauchen sie weniger Ressourcen und Energie. Sowohl beim Bau als auch in der Nutzung.
Erreichen kann man das mit folgenden Strategien:
- Durchdachte Bebauungspläne für den Altort- und die Neubaugebiete
- mit höherer Nutzungsdichte und kurzen Wegen
- mit hoher Flächeneffizienz durch Vermeidung von freistehenden Einfamilienhäusern
- mit sinnvollen Grundstückszuschnitten
- Wahl der Baukonstruktion
- mit intelligenten einfachen statischen Tragwerken
- mit Optimierung des A/V-Verhältnisses
- und Optimierung des Materialeinsatzes
- in einem zukunftsgerichteten Wärmedämmstandard bei Wand, Decke, Fenster und Dach
- Moderne Haustechnik
- mit einer zukunftsgerichteten Energieerzeugung
- inklusive moderner Energieverteilung mit Flächenheizsystemen
- und Nutzung der Grundstückspotenziale (Gerade im ländlichen Raum besteht oft die Möglichkeit, Holz oder Bioenergie zu nutzen)
- mit einem Lüftungskonzept mit WRG (= Wärmerückgewinnung)
- mit Nutzung der Smart-Building Technologie, welche z. B. die Waschmaschine dann laufen lässt, wenn die PV-Anlage gerade Strom erzeugt.
Ein praktisches Beispiel
Wenn Sie einen großen Teil der oben aufgeführten Effizienzmaßnahmen bei Ihrem Bauvorhaben berücksichtigt haben, wird Ihr Neubau von 150m2 Wohnfläche vielleicht noch 4.000 kWh – 5.000 kWh Energie fürs Heizen im Jahr brauchen. Das wären in Heizöl umgerechnet ca. 400 bis 500 Liter. Also etwa 1.500 Liter weniger als ein vergleichbarer Altbau.
Und mit ambitioniertem Aufwand könnte dieser Neubau noch 20% weniger Energie brauchen. Ob sich das im Sinne der grauen Energie lohnt, sollte jedoch geprüft werden.
Energieverbrauch in anderen Lebensbereichen im Blick haben
Sinnvoll und nachhaltig ist es sicher, auch in anderen Lebensbereichen zu sparen:
Der Energieverbrauch für die Mobilität eines Pendlers, der einen Arbeitsweg von 25 km an 220 Arbeitstagen im Jahr mit seinem 6-Liter-Auto fährt, liegt bei ca. 600 Liter Diesel bzw. 6.000 kWh Energie im Jahr. Diesen Verbrauch könnte er bei Nutzung eines Elektroautos um ca. 65% auf ca. 2000kWh reduzieren. Und mit Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, vorausgesetzt es gibt einen attraktiven, wäre sogar eine Reduktion um etwa 80 % auf ca. 1000 kWh möglich.
Fazit: Beim Bauen sind die heutigen Vorschriften zur Energieeinsparung ausreichend und die Effizienz ist schon sehr weit fortgeschritten. Wenn jemand darüber hinaus noch sparen möchte, könnte er dies schneller und mit viel weniger Aufwand in den Lebensbereichen:
- Mobilität
- Ernährung
- Konsum
Praxisbeispiel: Der Rebound-Effekt nach der Sanierung eines Hauses
Der Heizenergieverbrauch, der vor der Sanierung bei ca. 3.000 m3 Gas = 30.000 kWh lag, sollte rechnerisch nach der Sanierung nur noch ca. 7.500 kWh/Jahr betragen. Der tatsächliche Verbrauch liegt jedoch bei 15.000kWh/Jahr. Was ist passiert?
Wahrscheinlich ist es der Rebound-Effekt. Das heißt, Sie haben ihre Lebensweise dem energetisch sanierten Haus wie folgt angepasst:
- Früher wurde gespart. Manche Räume wurden gar nicht oder weniger geheizt. Jetzt, nachdem Sie so viel in die Sanierung investiert haben, möchten Sie auch ein wenig den neuen Luxus genießen und es überall im Haus temperiert haben.
- Insbesondere das Bad mit der neuen Fußbodenheizung ist jetzt immer schön warm.
- Aber auch das Schlafzimmer wird jetzt leicht geheizt.
Das alles zusammen führt nun dazu, dass ein Teil des durch die Sanierung gewonnen Effizienz-Gewinns durch den Rebound aufgefressen wird.
Dagegen kann man nur bewusst vorgehen. Und wenn man den Rebound-Effekt kennt, fällt es auch leicht, diesen zu vermeiden.
Rebound-Effekte:
- Direkter Rebound-Effekt: Die gesteigerte Effizienz verleitet zur sorgloseren Nutzung der Energie.
Die Einsparung ist daher nicht so hoch wie ursprünglich erwartet. - Indirekter Rebound-Effekt: Obwohl sogar möglicherweise bereits der direkte Rebound-Effekt eingetreten ist, denkt der Verbraucher glücklich an die Energie- und Geldeinsparung durch die gesteigerte Effizienz seines Hauses. Er hat vielleicht sogar das Gefühl, mit der Sanierung etwas Gutes getan zu haben. Damit rechtfertigt er, sich zusätzlich etwas Luxus zu gönnen.
Beispielsweise in Form einer Flugreise. Die Einsparung wird dadurch drastisch verringert. - Gesamtwirtschaftlicher Rebound-Effekt: Die Energie, welche infolge von Sanierungen eingespart wird, verbleibt im Stromnetz und damit auf dem Markt. Das daraus resultierende Mehrangebot lässt den Preis sinken. Dies wiederum führt zu einem generellen Mehrverbrauch. Während also der eine Verbraucher durch seine Sanierung Energie spart, verbraucht ein anderer durch den gesunkenen Energiepreis mehr als zuvor. Dadurch ergibt sich ganzheitlich betrachtet eine geringere Einsparung als erwartet.
- Ergänzend muss noch der psychologische Rebound-Effekt erwähnt werden, da er insbesondere den direkten und indirekten Rebound-Effekt befördert. Der psychologische Rebound-Effekt beschreibt die moralische Rechtfertigung. Wer sich etwa durch die Sanierung als erfolgreicher Energiesparer mit reduziertem ökologischem Fußabdruck sieht, hält es dadurch möglicherweise für gerechtfertigt, an anderer Stelle unökologisch zu konsumieren.
Der Begriff Rebound-Effekt lässt sich damit folgendermaßen zusammenfassen: Das Ergebnis einer (Energiespar-) Maßnahme tritt nicht wie erwartet ein, weil gleichzeitig das Verhalten geändert wurde.
Durch die Kumulation der verschiedenen Rebound-Effekte kommt es im schlimmsten Fall sogar zu einem sogenannten „Backfire“. Das heißt, die Maßnahme geht nach hinten los, weil letztendlich infolge der eigentlichen Sparmaßname sogar mehr Energie verbraucht wird, als zuvor.
Weiteres Beispiel für den direkten Rebound-Effekt: Beleuchtung
Sie beschließen, Ihre alte Lampe durch LED zu ersetzen:
1 alte Glühbirne à 100 Watt = 100 Watt
Da LED bekanntlich viel sparsamer sind, beschließen Sie, sich auch gleich ein neues Beleuchtungskonzept zu gönnen. Fortan wird Ihr Raum von 10 LED beleuchtet:
10 LED à 8 Watt = 80 Watt.
Sie haben neue Lampen angeschafft, sparen dadurch aber kaum Energie und hatten zudem Kosten für die Umstellung auf das neue Beleuchtungskonzept. Auch müssen sie fortan acht Leuchtmittel ersetzen, statt nur eines.
Die 2000-Watt-Gesellschaft
Gute Maßnahmen zum Energieeinsparen zeigt die aus der Schweiz stammende Idee der 2000-Watt-Gesellschaft auf, die uns für die Zukunft als Beispiel dienen sollte.