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steinsichtige Außenwand

Die steinsichtige Außenwand

Nicht typisch, kann aber qualitätvoll gestaltet werden

Im Eifelkreis finden wir steinsichtige Fassaden vor allem an historischen öffentlichen Gebäuden des 19. Jahrhunderts. Mit heimischen Materialien gelingen auch an Neubauten überzeugende Lösungen.

Immer wieder ist das Element einer steinsichtigen Außenwand in der Architektur zu finden. Eine erste Welle steinsichtiger und steinfarbener Fassaden findet sich vermehrt seit der Zeit des Klassizismus (ca. 1770-1840). Die Architekten jener Zeit orientierten sich bei ihren Bauten an griechischen und römischen Vorbildern. Aufgrund der lediglich steinsichtig erhaltenen antiken Ruinen gingen viele davon aus, dass die antike Architektur unbunt und steinsichtig war. Gedämpfte Töne der Hausfassaden herrschten so bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an Häuserfassaden vor. Neben Weiß wurden Fassaden auch Grau, Gelblich, Rötlich oder Grün gehalten. Diese Farbtöne sollten als Entsprechungen natürlicher Steinfarben verstanden werden. Außerdem wurden selten mehr als zwei Farben kombiniert.
Die Verwendung steinsichtiger Fassaden wurde dann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer beliebter. Dies entspricht im Zeitalter der Romantik der allgemeinen Hinwendung des Menschen zur Natur.

Vor allem der bekannte zeitgenössische Architekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) setzte sich stark für eine Verwendung von Backstein, Naturstein, Holz und Eisen ein.

Diese natürlichen Baustoffe durften seiner Auffassung nach nicht durch einen farbigen Anstrich entmaterialisiert werden. Verputzte Wände wurden in dieser Zeit als „widerlicher Kontrast“ zum Sichtmauerwerk abgelehnt, ein Anstrich galt als „unverträglich mit der Würde eines Gebäudes“. Schinkel ließ Farbe an der Fassade lediglich zum Schutz und zur Betonung des Materials zu. Seine Backsteinbauten durften nur mit einer Öllasur überzogen werden. 

Die evangelische Kirche im saarländischen Bischmisheim, ein Entwurf des Architekten Karl Friedrich Schinkel,
erbaut 1822-1824.

Steinsichtige Architektur blieb im Eifelkreis eher die Ausnahme und fand sich häufig bei öffentlichen Bauaufgaben. Wir finden Fassaden aus rotem Sandstein beispielsweise bei zahlreichen Bahnhöfen der Kylltalstrecke.

Heimischer Sandstein beim Bahnhof in Auw an der Kyll, typisch für die Bahnhofsgebäude der Eifelstrecke aus der Zeit um 1870.
Heimischer Sandstein beim Bahnhof in Auw an der Kyll, typisch für die Bahnhofsgebäude der Eifelstrecke aus der Zeit um 1870.
Steinsichtige historische Scheune mit angebautem Holzschuppen.
Steinsichtige historische Scheune mit angebautem Holzschuppen. Die Verwendung natürlicher Materialien verleiht diesem einfachen Gebäude trotzdem eine gewisse Würde und Harmonie.

In jüngerer Zeit ist aber festzustellen, dass die Steinsichtigkeit wieder häufiger Anwendung in der Architektur findet.

Damit dies auch zu guten Ergebnissen führt, sollte man sich an den Ansprüchen Schinkels orientieren und sowohl auf gute und regionale Materialien, als auch auf eine materialgerechte Ausführung achten.

Vorher – Nachher: selbst im ruinösen Zustand lässt sich die Qualität des Mauerwerks bei diesem Gebäude aus der Zeit um 1880 erahnen.
Saniert und modernisiert wird der steinsichtige Bau zum Hingucker im modernen Ensemble.
Saniert und modernisiert wird der steinsichtige Bau zum Hingucker im modernen Ensemble.

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Steinsichtiges Gebäude im Eifelkreis Bitburg-Prüm
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Steinsichtiges Gebäude im Eifelkreis Bitburg-Prüm
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