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Klimabilanz

Klimarelevanz der Außenwand

Mit einer gut gedämmten Außenwand kann viel Energie gespart werden.

Je dicker die Dämmung ist, desto mehr wird auch vordergründig gespart. Aber man muss aufpassen. Es gibt da Grenzen. Denn die bei der Herstellung des Baustoffes benötigten Ressourcen müssen mit bedacht werden. Ein guter Energieberater oder Architekt wird ausrechnen können, wann der Punkt erreicht ist, dass das Mehr an Dämmung sich auch energetisch nicht mehr lohnt.

Wer sich selbst informieren möchte kann an dieser Stelle auf die Datenbank der Bundesregierung die ÖKOBAUDAT-Datenbank zurückgreifen. Hier sind für viele Baustoffe neben anderem die folgende Werte gelistet:

  • Primärenergieaufwand: insbesondere ist hier der „nicht erneuerbare“ Anteil interessant. Das ist die Energie, die zur Herstellung eines Produkts benötigt ist, welche aus fossilen Brennstoffen oder Kernenergie gewonnen wurde.
  • Treibhauspotential: dieser Wert hat für den Klimaschutz Bedeutung. Er beschreibt die Menge der während der Baustoff-Produktion freigesetzten Treibhausgase. Bei Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen kann dieser Wert auch negativ sein, was in diesem Fall positiv ist. Denn die Ausgangsmaterialien solcher Baustoffe entziehen bei ihrem Wachstum der Atmosphäre mehr CO2, als bei der anschließenden industriellen Verarbeitung zugeführt wird.

Im Folgenden werden exemplarisch verglichen

  1. Typische Bruchsteinwand eines alten Hauses.
  2. Bruchsteinwand, jedoch mit Innendämmung und Lehmputz.
  3. Einfache dicke Ziegelwand von 1952 ohne besondere Wärmedämmung.
  4. Moderne Ziegelwand mit eine zeitgemäßen Dämmwert.
  5. Alte Bimsbetonsteinwand aus den 1960ern mit Außendämmung aus Holzfaserdämmstoffen.
  6. Massivholzwand mit 30cm Holzfaser-Dämmung und Holzverschalung.

1) Typische Bruchsteinwand eines alten Hauses

Diese typische unsanierte alte Bruchsteinwand mit Innenputz und Außenputz hat mit einem U-Wert von 2,1 eine miserable Dämmwirkung.

Über ihre Oberfläche verliert sie in unseren Breiten bei normalen Heizverhalten in einer Heizperiode zirka eine Energiemenge von 160 bis 170 kWh pro m2. Das entspricht etwa 16-17 Liter Öl. Hochgerechnet auf die Außenwandfläche eines 150m2 großen EFH mit 250m2 Außenwandfläche wären dies ca. 4.000 Liter Öl.

Bei so schlecht gedämmten Häusern kann es teuer werden jeden Raum heizen. Das hat man früher aber auch nie gemacht. Damals wurde meist nur die Küche geheizt.


2) Bruchsteinwand, jedoch mit Innendämmung und Lehmputz

Bruchsteinwand, jedoch mit zusätzlichen Innendämmung inklusive Lehmputz in einer Gesamtdicke von ca. 70mm. Dieses Innendämmsystem mit einem akzeptablen U-Wert von 0,52 kann gerade bei alten historischen Gebäuden, bei welchen die Außenfassade bestehen bleiben soll, eine Alternative sein.

Durch diesen U-Wert wird der Wärmeverlust pro Heizperiode auf ca. 40 kWh bzw. 4 Liter Öl pro m2Aussenwandfläche auf ¼ zu vor reduziert. Die Planung sollte jedoch wegen des erhöhten Schimmelrisikos mit einem Bauphysiker abgesprochen werden. So könnte es sinnvoll bei einem solchen eine Wandheizung einzubauen.


3) Einfache dicke Ziegelwand von 1952 ohne besondere Wärmedämmung

Eine einfache 36,5 cm dicke Ziegelwand ohne besondere Wärmedämmung aus der Zeit um 1950. Landläufig besteht das Vorurteil, dass dicke Ziegelwände auch gut dämmen würden. Dem ist leider nicht so. Diese dargestellte Wand ist mit einem U-Wert von 1,49 fast genauso schlecht wie eine Bruchsteinwand.

Mit dem schlechten U-Wert geht ein hoher Energieverbrauch einher. Hier läge der Ölverbrauch, wen man denn mit noch Öl heizen würde, bei ca. 12 Liter pro m2 Wandfläche im Jahr liegen. Und wenn man mit Gas heizt bei etwa 12m3 Gasverbrauch pro 1m2 Wandfläche.

Interessant ist auch die Betrachtung des Wandaufbaus im Vergleich zu den verschiedenen Dämmstandards. Dieser Wandaufbau ist weit von der WärmeschutzVO95 entfernt.                               


4) Moderne Ziegelwand mit eine zeitgemäßen Dämmwert

Moderne verputzte Ziegelwand in einer Dicke von 42,5 cm mit einem zeitgemäßen U-Wert von 0,18. Durch diese Wand gehen also nur 12% der Energie verloren, wie es bei der Wand Nr 3) ist.

Was das gute Ergebnis aber schmälert, ist der Verbrauch fossiler Brennstoffe für die Herstellung des Baustoffes. Dieser Primärenergieverbrauch ist etwa so hoch wie bei 17-18 Jahre Heizen mit Öl oder Gas verbraucht wird. Und damit einhergehend entsteht natürlich auch ein Treibhauspotential. Dieses Treibhauspotential ist bei Altbauten geringer, weil die Energie zur Herstellung des Baustoffes bereits vor Jahrzehnten verbraucht wurde.


5) Alte Bimsbetonsteinwand aus den 1960ern mit Außendämmung aus Holzfaserdämmstoffen

Hier wird verglichen wie die Bimsbetonsteinwand durch eine Dämmmaßnahme mit einem Klimafreundlichen Holzfaserdämmstoff verbessert wird.

20cm Holzfaserdämmstoff auf der Außenwand angebracht reichen aus, dass diese Wand genauso gut dämmt wie die vorbeschriebene moderne Ziegelwand. Beide Male liegt der U-Wert bei 0,18 und der Energieverlust pro 1m2Wandfläche bei ca. 14kWh prom2 und Heizperiode.

Was diese Wand aber besser macht ist ihr Primärenergieverbrauch. Dieser ist zwar auf den ersten Blick nicht so gut. Aber wenn man berücksichtigt, dass diese Wand zum Großteil schon gebaut ist und nicht mehr mit hohem Energieaufwand hergestellt werden muss, verringert sich der Primärenergieaufwand für die Herstellung um mehr als die Hälfte (53%.) auf ca. 185 kWh/m2. Sie ist also besser als eine neue Ziegelwand.

Noch besser schneidet dieser Aufbau bei der Betrachtung des Treibhauspotentials ab. Denn die Holzfaserdämmung bindet ca. 30kg CO2 pro m2, also mehr als der Kunstharzputz verursacht, und die Wand hat damit ein umweltfreundliches Treibhauspotential.

Das passiert jedoch nicht, wenn Styropordämmstoffe verwandt werden. Diese würde bei ähnlicher Dämmwirkung nicht 30 kg Treibhausgas einsparen, sondern ca. 10 kg CO2 Treibhausgas verursachen.

Man kann also sagen, dass die Renovierung im Sinne des Treibholzpotenrials fast immer besser, als der Neubau ist.


6)Massivholzwand mit Holzfaser-Dämmung und Holzverschalung

Massivholzwand mit 30cm Holzfaser-Dämmung und Holzverschalung: Diese hier als System dargestellte Massivholzwand ist erprobt und wird heute schon oft im Neubaubereich eingesetzt. Der U-Wert ist mit 0,13 hervorragend. Gleiches gilt für den Energieverbrauch je Heizperiode.

Richtig gebaut ist dieses Wandsystem im Wärmeschutz, Feuchteschutz und Hitzeschutz sehr gut. Aber auch der Primärenergieverbrauch dieser Wand ist ausgesprochen niedrig.

Und beim Treibhauspotential kann man es kaum besser machen. Sie hat ein positives Treibhaussaldo von ca. 119 kg pro m2.

Wenn heute alle Häuser so gebaut würden, wäre das Treibhausproblem zumindest beim Bauen gelöst.

Bildquellen: Architekten Stein Hemmes Wirtz & Berechnungsprogramm Ubakus.