Öffentliche Infrastrukturbauten:

 

Gemeindehaus Utscheid StraßenansichtGemeindehaus Utscheid GebäuderückseiteGemeindehaus Utscheid GemeindesaalGemeindehaus Utscheid Innenraum

Das Gemeindehaus in Utscheid ist als Umbau des Wohn- und Lagerhauses des früheren Landesproduktenhandels Weber entstanden. Das ehemalige Lager nimmt den Saal auf, das ehemalige Wohnhaus die Nebenräume. Aufgrund seiner Verbindung zu Utscheid – sein berühmtes Wochenendhaus Glashütte liegt in den Gemeindegrenzen und den Wasserturm Buscht hatte er erworben und saniert – beauftragte man den Architekten Oswald Mathias Ungers mit der Planung des Umbaus.

Die Projekte von Ungers zeichnen sich zum einen durch seine Liebe zu einfacher Geometrie und Klarheit aus, zum anderen aber durch ihren besonderen Ortsbezug.

Beim Gemeindehaus hat Ungers die im Altbau angelegte Typologie des Winkelhofes ablesbar beibehalten. Weil in Utscheid der Mittelpunkt des religiösen Lebens, die Kirche, auf einem Plateau steht, hat er den Mittelpunkt des weltlichen Lebens, das Gemeindehaus ebenfalls auf ein solches gestellt. Für die Form des Innenraums stand die klassische Scheune Pate, bei der Außenkörper und Innenraum identisch sind, das Dach also auch innenräumlich ablesbar ist. Die funktionalen Anforderungen an den Raum, Fenster, Türen, Bühne, Heizkörper, Leuchten, Akustik, Schutz der Wände wurden von Ungers in eine regelmäßige und klare Einheit gebracht. Eine bühnenhohe Wandvertäfelung aus Eichenholz bindet selbige an den Saal an, sie nimmt die Heizkörper auf, schützt die Wände und verbindet Fenster und Türen. Die drei Fensterachsen finden eine Fortsetzung in den Lampenschirmen und in der Decke. Sie ist in sechs fensterbreiten Feldern perforiert und verbessert so die Akustik des Saals. Im Obergeschoss des Nebentrakts befindet sich ein Besprechungsraum, dem die gleichen gestalterischen Prinzipien zugrunde liegen.

Durch ein großes Fenster im Giebel wird eine Verbindung zum Dorf hergestellt und dadurch den Gemeindevertretern immer in Erinnerung gerufen, worüber sie sprechen. Das Gemeindehaus ist ganz in ortstypischen Materialien gebaut: heller Kalkputz an den Wänden, Schiefer auf dem Dach, Türen und Fenster aus Eichenholz. Weil es in Utscheid viele Jahre eine Ziegelei gab, sind die Außentreppen und Pflasterstreifen aus Ziegel gemacht.

„Die Architektur ist eine ernste Sache und wenn im Zeitgeist heute so viel von Witz, Spaß, Ironie und lustigen Einfällen die Rede ist, so weiß man doch nicht, ob ein noch so guter Witz eine so lange Dauer überleben würde. Bauen ist ein dauerhaftes und bleibendes Geschäft, es eignet sich nicht für Späßchen und humorvolle Pointen, aus denen leicht Possen und Kalauer werden.“ So Ungers Statement zur Eröffnung seines Gemeindehauses 1998.

 

Bauherr: Ortsgemeinde Utscheid

Architekt: Prof. Oswald Matthias Ungers, Köln

Fotos: Stefan Müller