Trierer Einhaus – Regionale Hauslandschaft und Baukörper

Die Steinbauweise der Süd- und Westeifel bildet eine gemeinsame Hauslandschaft mit der Steinbauweise der Regionen Lothringen, Luxemburg, Wallonie, Ardennen und Saarland. Dieser Kulturraum gehörte historisch über Jahrhunderte zusammen, bis die Gemeinsamkeiten durch die Kriege und Nationalismen nach 1870 verwischt wurden.

Aus der Zeit vor 1750 haben sich nur wenige Häuser in Steinbauweise erhalten. Die Wirtschaftsbauten unserer Bauernhäuser stammen vorwiegend aus dem 19. und 20. Jh. Im Laufe des 18.Jh. entwickelte sich bei den klein- und mittelbäuerlichen Anwesen die Streckhofanlage, bei der Wohnhaus und Stallscheune in Firstrichtung hintereinander angeordnet sind, meist unterschiedlich hoch. Erst im 19. und 20. Jh. setzte sich mehr und mehr eine Sonderform des Streckhofs durch, genannt das Trierer Haus, bei dem Stall, Scheune und Wohnhaus unter einem einheitlich geneigten Dach mit durchlaufendem First liegen. Die Eingänge zum Wohnteil, Stall und Scheune erfolgen von der Traufseite her. Dieser Haustyp wird in unserer Region Trierer Quereinhaus genannt.

Haustypen Eifel


Bild oben: Auszug aus Broschüre ARCHITEKTUR OHNE GRENZEN, LÄNDLICHE BAUKULTUR,1987, 1.Auflage,
                 Herausgeber: Ruralite-Environnement-Developpement (RED)

Übersicht verschiedener Formen des Trierer Einhaus
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3-Fensterachsen   3 Fensterachsen3 Fensterachsen3 Fensterachsen3 Fensterachsen 
     
4-Fensterachsen   4-Fensterachsen4-Fensterachsen4-Fensterachsen4-Fensterachsen
     
5-Fensterachsen   5-Fensterachsen5-Fensterachsen5-Fensterachsen5-Fensterachsen
     
Sonderformen   SonderformSonderformSonderformSonderform

 

 

Gute Gründe für die Umnutzung von Altbauten

 

Ein Grundstück in einem Neubaugebiet am Ortsrand erwerben und dort neu bauen oder sich für einen Altbau im Ortskern entscheiden und diesen erweitern und modernisieren? Vor dieser Frage stehen viele Bauherrinnen und Bauherren bei ihrer Bauentscheidung.

 

Prof. M.L.NiewodniczanskaAus Sicht von Prof. M.L.Niewodniczanska gibt es viele Gründe sich für die Modernisierung eines Altbaus und nicht für einen Neubau zu entscheiden. Vorteile für Bauherrinnen und Bauherren, aber auch Vorteile für die Dorfgemeinschaft und die Allgemeinheit sprechen für Investitionen in Altbauten.

 

 

 

I. Vorteile für Bauherrinnen und Bauherren

Altbauten nutzen bedeutet:

  • Möglichkeit für junge Familien sich für ein kostengünstiges Immobilienangebot zu entscheiden um zu Eigentum zu gelangen;
  • Nutzung und Auslastung von vorhandener technischer Infrastruktur und damit Vermeidung von zusätzlichen Erschließungsmaßnahmen mit entsprechenden Folgekosten;
  • Einsparungen bei den Rohbaukosten;
  • Durchführung der Innenausbauarbeiten in überschaubaren Abschnitten entsprechend der finanziellen Machbarkeit;
  • Möglichkeit höherer Eigenleistung zur Kostenminderung;
  • Kostenkontrolle durch rücksichtsvollen Umgang und angemessene Eingriffe in den Altbau;
  • Größere Individualität des Wohnhauses mit Atmosphäre und Ausstrahlung;
  • Handwerkliche Qualität und höherer baubiologischer Wert;
  • Nutzung der sozialen Vorteile der Dorfgemeinschaft im historischen Ortskern;
  • bei Vorliegen entsprechender Voraussetzungen, die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung aus Mitteln der Dorferneuerung;
  • bei Kulturdenkmälern, die Möglichkeit der steuerlichen Abschreibung von denkmalbedingten Baukosten.

II. Vorteile für die dörfliche Gemeinschaft

Altbauten nutzen bedeutet:

  • Erhalt der Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit des jeweiligen Dorfes und der Eigenart der regionalen Siedlungs- und Baukultur;
  • Erhalt markanter dorfbaulicher Ensembles mit ihrem gewohnten räumlichen Umfeld und damit Erhalt von Identifikationspunkten, welche die Bevölkerung mit ihrem Dorf verbinden;
  • Stärkung der Beziehung der Dorfbewohner zu ihrer Gemeinde und ihrer vertrauten räumlichen Umgebung;
  • Erhalt des Altbaus als Bedeutungsträger aus der Sozialgeschichte des Orts (z.B. Schule, Pfarrhaus);
  • Stärkung der Lebensgemeinschaft „Dorf“ und Stabilisierung des Dorfs als Wohnstandort mit lokaler Identität.

II. Vorteile für die Allgemeinheit

Altbauten nutzen bedeutet:

  • eine Verminderung des Landschafts- und Bodenverbrauchs und damit einen Beitrag zum ökologischen Bauen und einer nachhaltigen Ortsentwicklung;
  • Innenentwicklung statt Außenentwicklung des Dorfes und damit ökonomisches Handeln;
  • Erhalt der regionalen Hauslandschaft als Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Regionen;
  • Stärkung und Wiederbelebung des gewachsenen Dorfkerns statt Zersiedelung der Landschaft;
  • Wirtschaftlicher Nutzen für die ortsansässigen Handwerksbetriebe.